Die 3.000er im Stubaital

… oder auch die Stubaier Spaghetti-Runde

… wie uns Caro auf der Tour wissen ließ!

Wir, das waren, neben Caroline Nieder unserer Tourenleiterin, Annette aus Tübingen, Judith aus Tuttlingen, Claudi aus München und ich (Viktor).
Ihr werdet es kaum glauben, aber tatsächlich war ich in 40 Jahren DAV und Bergsteigen, noch nie zu Besuch auf den bekanntesten Stubaier Gipfeln oder gar mit Skiern auf dem Hot Spot „Stubaier Gletscher“ unterwegs.

So hatten Claudi und ich schnell entschieden, uns bei Caro und auf die „Stubaier 3.000er-Runde“ anzumelden. Wir wollten die allseits bekannten Gipfel Wilder Freiger, Wilder Pfaff und Zuckerhütl besteigen.

Wie geplant, trafen wir uns am 27. Juli an der Talstation der Gondelbahn, die im Winter den Stubai Gletscher und die Dresdener Hütte mit Skifahrern versorgt. Von hier aus machten wir uns an den Aufstieg zur Sulzenauhütte.

Nach 20 Minuten Abstieg durften wir uns auf dem schönen Waldweg gemächlich und gleichmäßig auf die nächsten Tage einstimmen. Entlang des Sulzaubaches, vorbei an der Sulzenau Alm gingen wir den Tiroler „Wilde Wasser Weg“, passierten den Sulzenaufall und waren nach der Steilstufe, dann auch bald an der Sulzenau Hütte angelangt. Eine bereits über 100 Jahre alte Hütte, die mit mehreren Anbauten versehenen ist und schon seit mehreren Generationen von derselben Familie gut geführt wird.

Der restliche Nachmittag war mit Kennenlernen schnell vorüber, in dem Caro drei bergerfahrenen und mit der notwendigen Kondition sowie Können ausgestatteten Damen und dem Herrn die Tourenplanung erläuterte.

Der Wilde Freiger mit 3.418m liegt gute 1.200 HM höher als die Hütte. Er ist alpintechnisch gut machbar und entledigt sich zusehends seiner Eisreste. Den Aufstiegsweg fanden wir alle kurzweilig, da er landschaftlich sehr abwechslungsreich ist und Caro das Aufstiegstempo samt Pausen gut gewählt hatte.

Durch Weiden und Wiesen gingen wir weiter zum petrolblauen Grünsee am Fuß einer Bergflanke des Wilden Freigers und seiner Moränenreste. Der Grünsee ist größte Bergsee der Stubaier Berge. Weiter oben nach der Seescharte führte uns der Weg über einen breiten Rücken, weiter über ein paar felsige Passagen und anschließend über ein kurzes Stück durch Firn hinauf zum Grenzkamm. Es folgte ein Gipfelgrat mit einer kleinen Steilstufe und dann standen wir strahlend am Gipfelkreuz unseres ersten 3.000er dieser Sektionstour.

Der Abstieg führte über den Signalgipfel auf dessen Südgrat Richtung Becherhaus, das sehr eindrucksvoll auf dem Grat erbaut war. Wir verließen nach einer halben Stunde den Grat und stiegen ab zum Übeltalferner, den wir mit Seil und Pickel weiter oben in Richtung Müllerhütte querten. Dort auf 3.145 HM sollte auch unser Nachtlager sein – WOW!

Der Nachmittag und der Abend auf dieser sehr gastfreundlich geführten Hütte waren sehr schön. Die Ausblicke in das umgebende, hochalpine Ambiente von der Terrasse aus waren grandios und sind sehr empfehlenswert!

Am nächsten Tag brauchte es dann nicht einmal mehr eine Stunde, um nach dem Abstieg von der Hütte und einem kurzen, horizontalen Zustieg, zum Südostgrat des Wilden Pfaff zu gelangen. Dieser zieht sich 300 HM auf den Gipfel, ist aber überraschend fest und gut im I. und II. Grad zu besteigen. Also ein kurzer und kurzweiliger Gipfelanstieg!

Oben erwartete uns Bergwetter, das hieß Jacken anziehen und nach dem Foto zügig den Abstieg in den Pfaffensattel in Angriff zu nehmen. Caro entschied sich für die Route über den Westgipfel, da Sicherheit auf einer Sektionstour immer Vorrang hat. Zwar wird der Ostgipfel von den meisten Seilschaften begangen, doch Steinschlag gehört hier gerne mit dazu.

Wir querten unterhalb des Zuckerhütls, stiegen dann nach Süden auf einen Rücken und gelangten so zum Westgipfel. Die letzten 10 Meter in Richtung Gipfel mit einer Felswand ging es zwar erst noch einmal abwärts. Doch dann hieß es: Seil raus, Hände ran an Fels und anpacken! Die Sicherung einhängen und der Gipfelaufbau samt Madonna war unser. Gut gesichert standen wir fünf nun auf dem Gipfel und freuen uns über diese kleine Klettereinlage.

Durch das Pfaffenjoch gelangten wir auf die Westseite des Massivs und stiegen über den Pfaffenferner und nachfolgender Moräne ab, bis wir den Weg zur Hildesheimer Hütte erreichten.
So, und was soll zur Hildesheimer Hütte erwähnt werden, was nicht eh schon allen bekannt ist? Die hohe und exponierte Lage, der lange Hüttenzustieg, die Holzschindeln, die engen Treppen oder der fantastische Gastraum?

Zum Bergwetter auf 3.000m gehörten leider auch dicke Wolken, Regen, Wind oder alles zusammen. Was tun, lautete die Frage am nächsten Morgen? Die Antwort war einfach: die teuren Jacken anziehen und die Vibramsohlen testen!

Der Schußgrobenkogl mit 3.211 HM war nicht weit entfernt, doch versteckt in Wolken. Dies hielt uns jedoch nicht davon ab, sich ihm zu nähern und sogar bis auf seinen Gipfel zu steigen.

Und siehe da, ein aufreißendes und dann abziehendes Gewölk war der Lohn dafür am frühen Morgen des vierten Tages. Hinunter in Richtung Gaißkarferner, doch nicht über ihn, sondern noch über den nächsten Gipfel, den Jupen, ging es zum Eisjoch. Die Wasserleitung vom Gletscher über eben diesen Gipfel zum Gipfelrestaurant wird mir dabei immer in Erinnerung bleiben. Ebenso der Abstieg auf dem schwindenden Stubaier Gletscher, vorbei an Seilbahnmasten, deren Eisfundament wohl erfolglos mit Planen zu retten versucht wird.

Bis zur Dresdener Hütte war es dann aber noch ein Stück des Weges. Blankeis, eine Gletscherzunge samt Matsch und dann weiter auf dem Wanderweg bis hin zu grüner werdende Almen.

Zum Abschluss, durfte ich dann nach den bereits erwähnten 40 Jahren des Bergsteigens in der berühmten Dresdener Hütte die letzten Eindrücke sammeln und diese neben den vielen anderen Hüttenbildern in meinen Hirnwindungen ablegen…

Caro, vielen Dank für die gute Führung und überhaupt für die Idee, denn sonst würde die Runde auf mich noch Jahre warten. Ein weiterer Dank geht an die Bergsteigerinnen. Es war eine sehr nette und angenehme Runde!

Touren-Titel Stubaier 3.000er Runde
Touren-Nr. BHT305
Touren-Leitung Caroline Nieder
Teilnehmer_innen Caroline, Annette, Judith, Claudia, Viktor
Bericht Viktor Löffler
Koordinaten/Ausgangsort Talstation Stubaier Gletscherbahn