“Sonnenaufgangstour” am Oberaarhorn

Sonnenaufgang in den Wolken

Juniorenhochtourengruppe auf das Oberaarhorn

Früh um 5:50 Uhr trafen wir uns am Parkplatz am Bahnhof. „Wir“ sind Christian, Michael, Nora und Lukas. Klassisch ging es zuallererst zum Bäcker am Bahnhof, wo wir mit unseren Bergklamotten – wie immer – so gar nicht zu denen passten, die sich dort ihren Proviant für den Arbeitstag besorgten. Gut versorgt fuhren wir dann mit Weckle und Kaffee in Richtung Schweiz los.

Da niemand etwas vergessen hatte (wie bei manch anderer Tour) kamen wir pünktlich um 11:30 Uhr beim Grimselpass an. Genau passend, für den Zeitslot 11:30-11:40 der Panoramastrasse Oberaar. Somit marschierten wir um 12:00 Uhr in einer Höhe von 2305m los. Der Weg führte über die Staumauer und am Stausee entlang, bis wir dort auf den Oberaargletscher trafen. Man konnte bereits erahnen, wie die Bedingungen auf dem Gletscher sein würden. Wie in vielen Regionen war der Gletscher auch hier massiv abgetaut. Viele apere breite Spalten, viel Wasser auf dem Eis, Grotten, in die das Wasser stürzte und viel Dreck auf der Oberfläche. Der Gletscher sah nicht gesund aus.

Die erste Strecke liefen wir auf einer Mischung aus Geröll, Eis und Wasser. Zwei Israelis kamen uns entgegen, die uns fragten, ob wir Erfahrung hätten. Es wäre sehr spaltig und sie hätten bereits 3,5 Stunden ab der Hütte gebraucht. Tatsächlich wurden die Spalten immer vielzähliger und immer größer. Viele mussten umlaufen werden. Knapp unterhalb vom Joch gingen wir ins Steileis, da im Flachen kein Durchkommen war. Im Joch angekommen, erklommen wir die letzte Felswand über die Stahlsprossen und passierten einen abenteuerlich angelegten überdachten Weg entlang der Felswand. Angegeben war der Hüttenzustieg mit L. Zumindest dieses Jahr war der Zustieg jedoch deutlich abenteuerlicher und interessanter als das. Gebraucht hatten wir 5 Stunden. Die Israelis hatten wohl getrödelt, denn für den Teil für den sie 3,5 Stunden abwärts benötigten, brauchten wir 3 Stunden aufwärts.

Die Hütte liegt auf 3255 Metern und schmiegt sich beeindruckend an die Felswand an. Öffnet man nach der Eingangstür noch eine weitere Tür, sieht man direkt auf den Felsen, so schmal ist sie. Innen ist die Hütte gemütlich schön. Das Hüttenteam war sehr sympathisch und das Essen lecker. Christi und Nora waren sich nicht einig ob Karotte oder Kürbis in der Suppe war – wir werden es wohl nie herausfinden.

Außer uns übernachtete nur noch eine weitere 3-Mann-Gruppe, ebenfalls Schwaben. Sie erzählten uns, dass sie sich vorgestern auf dem Gletscher verlaufen hatten und 9-10 Stunden für den Hüttenaufstieg gebraucht hatten. Sie waren bereits auf dem Gipfel und hatten eine schöne Aussicht. Später entschlossen sich zwei von ihnen dazu, am nächsten Tag mit uns zum Sonnenaufgang nochmals auf den Gipfel zu gehen. Entweder, weil sie auch den Sonnenaufgang vom Gipfel aus sehen wollten, oder, weil sie sich beim Abstieg hinter uns in unserer Spur wohler fühlten.

Am Gipfeltag klingelte der Wecker um 4:50 und um 5:30 liefen wir zu siebt, gemeinsam mit unseren zwei neuen Kameraden, los. Über die Nacht war viel Schnee gefallen, welcher nun den steilen Felsen rutschig machte. Eine Stunde später, um 6:30, standen wir auf dem Gipfel des Oberaarhorns, 3631 Meter. Den erhofften schönen Gipfelsonnenaufgang, inmitten von Eis und Fels, bekamen wir jedoch nicht zu sehen. Stattdessen standen wir inmitten von Wolken und Schneegestöber, ohne Sicht. Nur vereinzelt konnten wir die Berge, die uns umgaben, erkennen.

Nachdem wir die Aussicht und die Sonne ausgiebig genossen hatten, stiegen wir zur Hütte ab. Dort frühstückten wir ausgiebig und brachen gegen 9:15 wieder auf. Zusammen mit der anderen Gruppe im Schlepptau liefen wir denselben Weg hinunter, über welchen wir am Vortag schnell aufgestiegen waren. Von den drei Kameraden trennten wir uns nach den größten Hindernissen und nach kurzem Warten, da die Truppe im Steileis länger brauchten und wir unsere lange Heimfahrt im Hinterkopf hatten. Den letzten Teil entlang des Stausees legten wir in strammem Schritt zurück, um den Zeitslot der Panoramastrasse Oberaar zu erwischen. Gerade rechtzeitig waren wir um 13:35 am Auto und düsten, ohne uns umzuziehen, los. Am Parkplatz am Grimselpass konnten wir uns dann kurz Ausruhen.

Trotz des schlechten Wetters und der Konditionen war die Tour ein schöner Saison Abschluss. Durch den Zustand des Gletschers, war kein Standardweg vorhanden, sodass wir uns den Weg selbst suchen konnten. Alles in allem eine tolle Tour!

Organisation Christian Rieder
Bericht Lukas Kohler
Termin 09.09.20222 – 11.09.2022

Impressionen: