Vier Tage in den Hohen Tauern

Hochtour der Jungmanschaft auf den Großen Geiger und den Großvenediger

Abfahrt!

Am Sonntagmorgen startete unser Auto um 6:30 in Rottenburg. Nachdem noch zwei Teilnehmer in Ergenzingen abgeholt wurden, ging es ab auf die Autobahn. Nach einer kurzen Frühstückspause auf der Alb, kamen wir gegen 13 Uhr am Parkplatz in Hinterbichel an.Die 800hm bewältigten wir, auf einem schönen Pfad, in 3 Stunden. Somit war auf der Hütte noch genügend Zeit für den obligatorischen Kaiserschmarren. Punkt 18:00 Uhr wurde dann das Abendbuffet (!) mit leckeren Gnocchies und vielen weiteren Köstlichkeiten eröffnet. Das Highlight stellten allerdings die frisch gebackenen Waffeln, die zum Nachtisch serviert wurden, dar. Das Einschlafen gestaltete sich, trotz Gute – Nacht – Geschichte, aufgrund der vollen Bäuche, eher schwierig.

Tag 2: Über den Großen Geiger zur Kürsinger Hütte (1450hm Aufst., 1200hm Abst., 12km)

Gegen fünf Uhr machten wir uns, von der Hütte aus, auf den Weg. Wir folgten dem Tal gen Norden und erreichten, rechtshaltend, über Platten den Gletscher. Dieser war auf den ersten Metern noch aper, weshalb wir das Seil erstmal im Rucksack ließen. Wir waren leider etwas zu östlich, weshalb wir uns bald in einer Spaltenzone wiederfanden. Von unserem Standpunk schien es so, als müsste man nur eine breite, aber untiefe Spalte überqueren, bei welcher wir ein Seilgeländer einrichteten und endlich mal die Frontalzacken einsetzen konnten (s. Foto). Als wir fünf diese kleine Herausforderung hinter uns gebracht hatten, war es bereits neun Uhr. Die Schwierigkeiten schienen überwunden. Noch wussten wir nicht, was noch vor uns lag. Erstmal sahen wir nur schneebedeckten, recht flachen Gletscher vor uns. Mittlerweile angeseilt, liefen wir durch den Nebel, geradewegs ins Spaltenlabyrinth des Grauens. Da wir einige Wege erstmal auskundschafteten und mehrfach umdrehen mussten, verloren wir einiges an Zeit. Immer wieder setzten wir Eisschrauben und gingen am laufenden Seil, um ein Absturz der Seilschaft in diesem, doch recht unübersichtlichen Gelände, im Zweifelsfall zu vermeiden. Nach einigen zurück gelegten Metern standen wir plötzlich vor einem Monster von Spalte, welches definitiv unüberwindbar war. Linkshaltend hofften wir einen Weg zu finden. Zu unserem Glück trafen wir auf eine Stelle in einer Kreuzspalte, welche durch gesichertes Abklettern überwindbar schien. Mit zwei Pickeln in der Hand kletterten wir, einer nach dem anderen, in, und dann wieder aus der Spalte. Nun hatten wir wirklich das “Schlimmste” hinter uns. Wir schauten noch bei einer Scharte vorbei, in welcher wir im Abstieg vorhatten abzuseilen. Allerdings mussten wir feststellen, dass die gesamte Nordseite vereist war. Außerdem waren wir uns nicht sicher, ob die Länge unseres Seiles aufgrund des abgeschmolzenen Firnfeldes, das wir unten erwarteten, ausreichend war. Somit fiel diese kleine Abkürzung für später weg. Wir stiegen, weiterhin im Nebel, auf Richtung Einstig des Gipfelgrates. Dort kamen uns zwei andere Bergsteiger entgegen, welche uns entspannt überholt hatten, während wir über irgendwelche Spalten kraxelten. Die beiden gaben an, keinen machbaren Weg im Felsen gefunden zu haben, da alles vereist sei. Wir beschlossen daraufhin auf dem Gletscher zu bleiben, um nach einer Alternative zu suchen. Vergebens. Somit probierten wir doch den offiziellen Weg zu finden, welchen wir dann auch fanden. Durch Schutt ging es auf einem Pfad Richtung Gipfel. Den finalen Anstieg gingen aber nur drei von uns. Somit standen wir um 13 Uhr, nach wie vor im Nebel, auf dem Gipfel des Großen Geigers (3360m). Zeit für ein Gipfelvesper blieb dabei leider nicht, da wir noch einen Langen weg vor uns hatten. Unser neuer Abstiegsweg sollte uns durch das Mauertörl führen, dessen Entfernung wir allerdings gehörig unterschätzten. Wir querten auf dem Gletscher und kamen auf ziemlich loses Geröll. Nachdem wir auch dieses hinter uns gebracht hatten, mussten wir auf dem Gletscher, welcher um diese Uhrzeit schon unheimliche „Knack – Geräusche“ von sich gab, zum Mauertörl aufsteigen. Oben angekommen offenbarte sich uns der Blick bis zur Kürsinger Hütte, unserem Tagesziel – ganz schön weit noch. Wir begannen auf dem Obersulzbachkees abzusteigen. Die vielen Spalten zu umgehen, forderte das Durchhaltevermögen von jedem von uns. Gegen 17 Uhr befanden wir uns, beim Verlassen des Gletschers, knapp unterhalb der Hütte. Allerdings auf der gegenüberliegenden Talseite… 300hm Ab- und Gegenanstieg standen uns noch bevor. Auf dem, zunächst sehr gut markierten, Weg konnte man immerhin zulaufen. Etwas zu euphorisch, verpassten drei von uns einen Abzweig, was in einer, nicht gerade kurzen, Ehrenrunde endete. Der Gegenanstieg, über den Kürsinger Klettersteig (B), wäre sicherlich an jedem klassischen Zustiegstag ein willkommenes Schmankerl. In unserem Fall hatte er von jedem nochmal den letzten Rest abverlangt. Um 19:30 Uhr trafen endlich die Ersten von uns an der Kürsinger Hütte ein. Völlig erschöpft bekamen wir kaum etwas zu Essen runter. Wir bezogen unsere Zimmer und dehnten die müden Muskeln, wohlwissend, dass morgen eine zweite Tour bevorstand. Jonas entschied sich an diesem Abend dazu, auf die morgige Tour zu verzichten und abzusteigen.

Tag 3: Über den Großvenediger zur Johannishütte (1100hm Aufst., 1500hm Abst., 15km)

Aufgrund der gestrigen Tour ließen wir es etwas gemütlicher angehen und starteten um 6:00 Uhr. Wir folgten einem Pfad zum Gletscher, welchen wir nach ca. einer Stunde erreichen. Auf dem, zunächst aperen, Gletscher kam uns die Spur der vorherigen Bergsteiger zugute. Wir alle genossen es, mal nicht den Weg suchen zu müssen. Weiter oben zierte eine dünne Neuschneeschicht den Gletscher und die umliegenden Felsflanken. Um 8:30 Uhr trafen wir, unterhalb der Venedigerscharte auf einen, für uns westlichen Bergsteiger, eher ungewohnten Anblick: Eine Leiter über eine Querspalte! Mit schlotternden Knien stieg einer, nach dem anderen, über die schwingende und leicht schiefe Leiter. Ist mal was anderes… An der Venedigerscharte hielten wir uns rechts, der Spur entlang. Mittlerweile liefen wir auf Firn. Je höher wir stiegen, desto eisiger und stärker wurde der Wind. Als wir um viertel nach neun den ersten Schritt auf den finalen Firngrat setzten, schützten wir die Gesichter von den Böen. Und dann, plötzlich, standen wir, vor einem wunderschön vereisten Gipfelkreuz, auf 3657m über null. Obwohl wir zu viert waren, konnten nur drei von uns auf das Foto, da bei der Temperatur keiner die Handschuhe ausziehen wollte, um ein Selfie zu machen. In diesem Sinne, danke Michi, für das geile Gipfelbild ;).

Rasch machten wir uns wieder an den Abstieg. Allerdings zweigten wir unterhalb des Grates Richtung Osten, auf den Weg zum Defreggerhaus, ab. Gegen 12Uhr standen wir wieder auf felsigem Untergrund. Relativ schnell erreichten wir das Defreggerhaus, welches in dieser Saison allerdings geschlossen war. Somit hatten wir, nach einer kurzen Pause, noch den Abstieg zur Johannishütte vor uns. Irgendwann ging auch dieser zu Ende und so saßen wir gegen 15 Uhr auf der Hüttenterasse und bestellten unseren Kaiserschmarren. Auf ein paar Liegebänken entspannten wir noch, bis zum Abendessen.

Tag 4: Abstieg zum Parkplatz (600hm Abst., 5,5km)

Nach einem sehr entspannten Frühstück traten wir um 8 Uhr unsere letzte kleine Etappe an. Diese führte uns größtenteils die Forststraße ins Tal hinab. Nach dem was wir bereits in den Beinen hatten, beschwerte sich darüber niemand. Jonas kam uns in der Zwischenzeit mit dem Auto, bis zu einem näherliegenden Parkplatz, entgegen. Somit war unsere Gruppe wieder vereint. Nach einer kurzen Abkühlung im Fluss, ließen wir noch in einem Café die Tour ausklingen, bevor wir die Heimfahrt antraten.

Termin:

21.08. – 24.08.2022

Organisation/Leitung: Christian
Bericht: David