Sommerleseabende - Hoch hinaus 25.08.2023 beim Haus am Nepomuk

Neue DAV-Disziplin: Vorlesen

Ein Vorleseabend – fast so schön wie ein Sektionsabend

Die Idee hatte Beate: 50 Jahre Alpenverein Rottenburg und gefühlte 20 Jahre Vorleseabende in Rottenburg, das muss sich doch zusammenbringen lassen. Mit der Idee war das diesjährige Motto schnell gefunden: „Hoch hinaus!“ Zusammen mit dem Förderverein Stadtbibliothek musste jetzt die Idee zu einem attraktiven Programm weiterentwickelt werden und dafür wunderbar geeignete Bücher und wunderbar geeignete Vorleser gefunden werden.

Und das Ergebnis: Unter freiem Himmel, in Rottenburgs schönster Vorlesestube vor dem Nepomukhaus, hatten sich mehr als 100 Zuhörer und Zuhörerinnen versammelt und alle Stühle und Bänke besetzt. Der Abend war lauschig, Petrus hatte sich von den Wetterprognosen nicht beirren lassen, das Publikum war gut gelaunt und die Stimmung war sehr atmosphärisch. Und während auf dem Neckar der Stocherkahn vorbeigleitete und unser früherer Jugendleiter Manuel mit seiner Brass Band musikalisch auf den Abend einstimmte, während der Hausherr Ernst Heimes seine obligatorischen Gutsle verteilte und Saikou noch die beste Position des Scheinwerfers austüftelte, um Sebastian und Adelinde später ins rechte Licht zu rücken, dachte OB Stefan Neher im Hintergrund noch angestrengt über seine längst fällige DAV-Mitgliedschaft nach.

Renate Witte vom Förderverein und Ernst Heimes vom Nepomukhaus begrüßten die Gäste und erinnerten an den Mitinitiator der Leseabende, unser ehemaliges, leider kürzlich verstorbenes sehr engagiertes Vereinsmitglied Jürg Gaebele, dem wir viel Wissen über die heimische Botanik und ein ausgeprägtes Naturbewußtsein zu verdanken haben. Der Abend war auch ihm gewidmet.

Sebastian liest aus "Das weiße Spitzchen"Sebastian las dann die Kurzgeschichte „Das weiße Spitzchen“ von Franz Hohler. Ein Mann im fortgeschrittenen Alter will unbedingt noch seinen Jugendtraum erfüllen und trotz fehlender Erfahrung und mangelndem Training das Weißhorn im Wallis erklimmen. Er wird von allen, selbst vom Autor der Geschichte selbst, davor gewarnt. Und entgegen der Erwartung des Autors schafft er es tatsächlich und ist voller Glück. Das von allen erwartete Scheitern ist ausgeblieben.

Adelinde liest aus "Mein Jahr in den Bergen"Nach der von Manu und Band eingeleiteten Pause war Adelinde an der Reihe. Sie las aus  „Mein Jahr in den Bergen“ von Paolo Cognetti, der seine persönliche Lebenskrise versucht zu bewältigen, indem er sich für einen Sommer in die Landschaften seiner Kindheit, nämlich die  karge Bergwelt auf 2000 m Höhe, zurückzieht und dort seine Ursprünglichkeit zu finden hofft. Dabei muss er sich mit völlig anderen Herausforderungen auseinandersetzen und die Erfahrung machen, dass Kindheitserinnerungen und Ursprünglichkeit heute nur noch Illusion sind.

Der Dank des Fördervereins an Sebastian und Adelinde bestand für beide passenderweise aus einem kleinen, dreieckig verpackten Matterhorn, das einst ein erfindungsreicher Schweizer Chocolatier namens Tobler in nussige Schokolade gegossen hatte.

Fazit: sehr gelungener, erinnerungswürdiger Abend. Einziger Wermutstropfen der Lesungen: Wer bisher treuer Besucher unserer monatlichen Sektionsabende war, der konnte doch etwas enttäuscht nach Hause gehen: es gab keine Bilder zu sehen, nur Prosa.


 

Termin: 25. August 2023
Ort: Rottenburg, vor dem Nepomukhaus
Idee: Beate Hermann
Veranstalter: Förderverein Stadtbibliothek
Gastgeber: Ernst Heimes
Vorlesende: Sebastian Mohr und Adelinde Mayer
Musik: Manuel Herbst und Band
Fotos: Friedbert Widmann
Bericht: Gustav Rechlitz