Rund um den Lago Ritóm

Seen, Steinböcke, Eis und Heli –
Abenteuer pur im Tessin

Eigentlich sollte unsere Tour uns zum Höhenweg in der Hornbachkette nach Österreich führen. Der Wetterbericht hatte allerdings Neuschnee und Nebel angekündigt. Sollte etwa meine zweite Bergwanderung ausfallen? Oh nein, bloß nicht!

Ich hatte mich doch schon so darauf gefreut, weil ich an der Tour im Juli Corona-bedingt nicht teilnehmen konnte. Im Frühjahr diesen Jahres war ich das erste Mal in meinem Leben auf einer richtigen Bergtour und es hatte mir gleich so gut gefallen. Die Berge hatten mich in ihren Bann gezogen.

Da sich die anderen aber auch so sehr auf die Tour gefreut hatten, wurde von Friedbert kurzerhand eine Alternative aus dem Ärmel gezaubert. Es sollte ins Tessin gehen. Da er auch noch nie da dort war, meinte er, dass es ein Abenteuer werden würde.

Adelinde, Angelika, Efi, Hanna, Gisbert und ich vertrauten Friedbert und das Abenteuer konnte beginnen. Am Samstag, 17. September starten wir mit dem “Teilauto” von der Volksbank-Arena aus in Richtung Süden. Friedbert und Adelinde chauffierten uns sicher durch den Gotthard Tunnel bis nach Ambri-Piota.

Dort angekommen, stellten wir das Auto ab und erlebten schon gleich das erste Abenteuer – die Standseilbahn Funicolare Ritom. Die Seilbahn ist nämlich mit einer Neigung von 87,8% eine der steilsten der Welt. Wir hatten eine wunderschöne Sicht ins Tal und auf die umliegenden Berge. Von der Bergstation Piora auf 1.796m ging es am Lago Ritom vorbei zur Capanna Cadagno auf 1.987m.

Dort wurden wir im Eingang bunt empfangen: Crocs in allen Farben und Größen – aber sehr ordentlich sortiert.

Nachdem wir unser Lager bezogen und uns gestärkt hatten, sind wir nochmals ohne Rucksack losgezogen. Die „Kuhle“, welche unser Ziel war, hatten wir schon im Blick. Aber was würde uns da wohl erwarten?

Die warmen Sonnenstrahlen taten gut und die Licht-Schatten-Spiele zauberten immer neue Bilder. Unterwegs konnten wir Murmeltieren beim Sonnenbaden zuschauen. Ich habe noch nie zuvor welche so nah in der Natur gesehen.  Entlang einer Schlucht und an einem Wasserfall vorbei kamen wir dann an der „Kuhle“ an. – Und tatsächlich: Es war ein See!!

Nachdem wir ihn begutachtet hatten, gingen zurück und nutzten die Zeit bis zum Abendessen, um noch eine Runde „Chicago“ zu spielen. Den Rest des Tages ließen wir dann noch gemütlich ausklingen.

Nach einer überwiegend ruhigen Nacht in unserem 8 Bett-Zimmer und dem  leckeren Frühstück, packten wir unsere „Sieben Sachen“ wieder zusammen.

Die Tour ging vorbei am Lago di Dentro (2.297 m) weiter bis ins Val Cadlimo. Am Fluss im Tal packten wir unser Vesper aus und machten nochmals eine kurze Pause zur Stärkung.

Vom Tal ging es wieder in die Höhe zur Capanna Cadlimo, die auf der  Wasserscheide zwischen Mittelmeer und Nordsee (Po und Rhein), am Scheitelpunkt zwischen dem Val Canaria und dem Val Cadlimo auf 2.570m liegt.

Der Hüttenwirt und seine Angestellte begrüßten uns vom Liegestuhl aus. Und noch einer hat uns freundlich empfangen: ein Schneemann – oder doch eine Schneefrau? Das war nicht mehr so genau zu erkennen…

Da wir doch ganz schön ins Schwitzen gekommen waren, gönnten wir uns erst mal was zu trinken und einen leckeren Kuchen.

Angelika´s Blase am Fuß wurde von Hanna und Efi fachmännisch mit Pflaster und Tape versorgt.

Da noch genügend Zeit bis zum Abendessen blieb, beschlossen wir, noch auf den Hausberg zu steigen. Zuerst wollte ich nicht mitgehen. Da ich es mir nicht so recht zutraute. Friedbert und Adelinde ermutigten mich jedoch und boten mir an, bei Bedarf wieder umzudrehen.

Schritt für Schritt ging es hinauf. Aber als es dann ans Kraxeln ging, beschloss ich, nicht weiter zu gehen. Den Berg hochzusteigen hätte ich wahrscheinlich schon geschafft, aber schließlich wollte  ich ja auch wieder heil unten ankommen.

Dass es für mich viel einfacher sein würde, den Berg hochzugehen als hinunter, hätte ich auch nie gedacht. Und so nahm ich das Angebot an und ging mit Adelinde wieder zurück zur Hütte.

Bis zum Eintreffen der anderen, hatten wir uns  schon wieder hübsch gemacht. Dabei musste ich meine Haare jedoch mit eiskaltem Gebirgswasser waschen. Wenn ich im Nachhinein daran denke, kann ich das Kribbeln immer noch spüren. Aber es sollte ja ein Abenteuer werden!!! Adelinde hingegen, hatte dann doch lieber die Dusche mit warmen Wasser vorgezogen.

Da wir noch eine zweite Nacht in der Hütte verbrachten, konnten wir am Morgen nach dem Frühstück mit leichtem Gepäck losziehen. Unser Ziel war der Piz Alv (2.769 m). Es blies jedoch ein starker Wind und es war sehr kalt und eisig. Zum Glück hatte Gisbert warme Handschuhe dabei, die er mir freundlicherweise ausgeliehen hatte, sonst wären meine Finger vermutlich abgefroren. Zukünftig werde ich immer warme Handschuhe im Gepäck haben.

Leider war Efi nicht weit weg von der Hütte auf einer versteckten Eisschicht ausgerutscht. Sie konnte nicht weiter gehen und deshalb  brachte Friedbert sie zurück zur Hütte. Friedbert hatte uns dann auch schnell wieder einholt und wir gingen zusammen weiter.

Auf dem Weg konnten wir so einige Steinadler bei ihren Flügen bestaunen. Ihr Gleiten sah so leicht und elegant aus.

Am Passo Bornengo (2.630 m) hatten wir einen wunderschönen Blick auf eine groß weitere Kuhle – einen See!! An der Grenze vom Tessin nach Graubünden hatten wir eine tolle Rundumsicht. Beeindruckend war auch das Schauspiel der Wolken, wie sie sich um die Berge schmiegten.

Für eine kurze Pause hatten wir uns ein weniger windiges Plätzchen ausgesucht. Aber es war dennoch kalt und durch den starken Wind war die gefühlte Temperatur noch viel kälter.

Friedbert, Gisbert und Hanna hatten dem eisigen Wind getrotzt und gingen über den neu eingerichteten und immer noch namenlosen Gratweg P. 2872 zurück zur Hütte.

Da es keine andere Alternative gab, gingen Adelinde, Angelika und ich denselben Weg wieder zurück zur Hütte. Beim Anblick des Berges von unten hätte ich nie gedacht, dass ich tatsächlich dort oben  ankommen würde. Es kam mir so unrealistisch vor. Aber es war ein tolles Gefühl. Ich hatte es geschafft!

Nach der Ankunft in der Hütte schauten wir zuerst einmal nach Efi. Das Hüttenteam hatte Sie den Tag über mit Eisbeutel und Salbe versorgt. Wir rätselten, ob der Fuß nur verstaucht, oder ob vielleicht doch ein Band gerissen war.

Da es an der Hütte sonnig und vor allem windgeschützt war, konnten wir sogar im Liegestuhl noch ein wenig entspannen und den wunderbaren Blick in die Südalpen und ins Wallis genießen. Da Gisbert wohl noch nicht ausgepowert war, beschloss, zusätzlich noch den Punta Negra zu besteigen.

Am nächsten Morgen war klar, dass Efi nicht absteigen konnte. Auch wenn sie es bis zum Schluss  darauf gehofft hat. Hüttenwirt Heinz hatte den Helicopter angefordert. Rega 1414 kam schneller als gedacht und so konnten wir bei der äußerst interessanten Landung und dem Krankentransport zuzuschauen. Aber für Efi war alles natürlich nicht so schön.

Zuerst war angedacht, Efi im Tal abzusetzen. Aber die nette Ärztin meinte, dass in der Zeit, in der wir absteigen, Efi bereits im Krankenhaus behandelt werden könnte.

Unser Weg führte uns vorbei an mehreren natürlichen Seen, wie den Lago Scuro zwischen dem Pizzo Tanedo und der Punta Negra, oberhalb des Lago di Tom. Dieser sah fast so aus, als wären wir in der Südsee (Sandstrand, tiefblaues Wasser und Sonnenschein).

Auf der anderen Seite ging es dann entlang des Ritom-See zurück zur Bergstation und der der Standseilbahn.

Im Krankenhaus in Altdorf konnten wir Efi dann wieder abholen. Sie hatte doch tatsächlich den Fuß gesprochen. Somit war klar: Alles richtig gemacht, bezüglich des Heli.

Adelinde und Friedbert brachten uns  dann auch wieder sehr gut nach Rottenburg zurück.

Es war ein wunderschönes Abenteuer und eines stand fest:
Im nächsten Jahr werdet ihr mich wieder ertragen müssen. Ich freue mich schon jetzt darauf.

Herzlichen Dank an alle, besonders an Friedbert für die spontane Änderung der Tour. Wir waren eine tolle Truppe!

Bezeichnung/Titel Tessin: Rund um den Lago Ritóm
Tour-Nummer BW208
Datum/Zeitraum 17. – 20.09.2022
Tourenleiter Friedbert Widmann
Teilnehmer*innen Adelinde, Angelika, Efi, Gisbert, Hanna, Tine
Bericht Martina Landsee
Koordinaten/Ausgangsort Ambri-Piota, Tessin