Auf zur Lüsener Spitze

14… von der Franz Senn Hütte aus – unter dem Eindruck von Unwetterschäden und Gletscherschwund

Bei sehr guter Wetterprognose machten wir uns am Freitag auf in Richtung Stubaital.
Aufgrund der vorangegangen Unwetter, musste Gise den Treffpunkt schon in Milders festlegen, da für den restlichen Weg nach Oberiss ein Taxi-Zubringer genutzt werden musste.
Die verheerenden Schäden, welche die Unwetter angerichtet hatten, waren nicht zu übersehen: Geröllmassen in den Wiesen, auf der Straße und im Bachbett, sowie viele entwurzelte Bäume.

In Oberiss starteten wir gegen Mittag in Richtung Hütte. Kaum am Waldrand angekommen, schlängelte sich (wie letztes Jahr am Piz Kesch) eine Kreuzotter über den Weg. Ein männliches Exemplar im schönsten Paarungsoutfit – hellbraun, fast weiß neben der Zackenlinie.
Dann ging der Aufstieg zur Hütte auf 2.145m gemütlich weiter. Nach circa einer Stunde waren wir dann schon oben. Da für Freitagnachmittag laut Wetterbericht noch Regen vorhergesagt war, verbrachte jeder die Zeit nach Belieben auf der Hütte oder mit kleinen Ausflügen in die näheren Umgebung.

Am Samstagmorgen gegen 7 Uhr brachen wir auf in Richtung Lüsener Spitze (3.230m). Zuerst ging es Richtung Rinnensee bis zum Abzweig zur Rinnenspitze über die grasbewachsene Südseite, dann über Blockwerk zum See auf 2.646m. Der See lag mitten im Blockwerk so ruhig da, dass er fast nicht zu erkennen war. Weiter ging es dann über Blockwerk und zum Schluss steiler und in Serpentinen auf das Rinnennieder auf 2.900m. Hier hatte wir den ersten Ausblick auf unser Ziel, mit der weiten Gletscherfläche des Lüsener Gletschers dazwischen.

Beim Abstieg auf den Gletscher war Vorsicht geboten, da nordseitig der ganze Schutt noch gefroren und entsprechend rutschig war. Auf dem Gletscher hieß dann es Gurt und Steigeisen anlegen. Anseilen war jedoch nicht nötig, da der Weg fast eben und spaltenfrei war.

Je näher wir dem Gipfelaufbau kamen – der Gletscherschwund lässt grüßen – desto spannender die Frage, wo der Übergang auf den Gipfelgrat wohl am besten wäre:
Die Schuttrinne hinauf zum Nordgrat oder südwestlich auf den Südgrat. Da die nördliche Schuttrinne wirklich nicht gut und sehr haltlos aussah, entschied sich Gise für den Übergang auf den Südgrat.
Am Schluss querten wir unter Einsatz der Eisschrauben den Gletscher unter dem Felsgrat. Dabei zeigte sich, dass Eisschrauben nicht zu den Ausrüstungsgegenständen gehören, die in unserer Liga oft zum Einsatz kommen; denn Gise musste eine Rüge angesichts des z. T. betagten Materials aussprechen.

Es fand sich jedoch kein einigermaßen gefahrloser Einstieg. Es war alles ziemlich steinschlaggefährdet. Als letzte Alternative bot sich dann ein Abstieg über den Gletscher an, um weiter unten auf den Grat zu gelangen. Nach kurzer Diskussion, beschlossen wir bei 3.100m den Aufstieg auf den Gipfel zu lassen, und dafür auf dem Rückweg die Rinnenspitze als Gipfel für diesen Tag zu besteigen.
Auf dem Rückweg über den Ferner, bekam man einen Eindruck von den Wassermassen, die der Gletscher laufend verliert. Arg viel breiter dürfen die Gletscherbäche nicht werden, um sie weiterhin gefahrlos zu überqueren.
Am Abzweig zur Rinnenspitze (3.003m) auf ca. 2.600m, forderte dann der bisherige Weg teilweise seinen Tribut. Und zwar in Form von Blasen und Druckstellen, so dass wir nur noch zu dritt den Gip-fel in Angriff nahmen.
Am Anfang des Wandergeländes waren die obersten ca. 100 HM dann doch eher ein leichter Klettersteig. Da doch knapp 1.600 HM zusammen gekommen waren, hatte an diesem Tag keiner mehr eine nachmittägliche Wanderung gebraucht und wir konnten den Nachmittag bei bestem Wetter auf der Sonnenterasse ausklingen lassen.
Am Sonntag hatte Gise als Abschlusstour den Aperen Turm (2.986m) ausgesucht. Mit angenehm leichtem Rucksack ging es zuerst den flachen Talboden entlang des Alpeiner Bachs, dann steiler auf der ehemaligen Mittelmoräne hinauf in das weite apere Becken des verborgenen Bergs Ferner, bevor es nördlich steiler auf den Südrücken des Aperen Turms ging. Oben dann noch ein kurzer versicherter Übergang auf den Gipfel.

Beim Abstieg beeindruckten die Wasserfälle des Gletscherabflusses vom Alpeiner Ferner und es wurde deutlich, weshalb der alte Pfad partiell weggerissen war und neu angelegt werden musste.
Da es dann doch schon fast 13 Uhr, bis wir wieder an der Hütte waren, beschlossen wir gleich weiter ins Tal abzusteigen. Es musste ja wieder etwas mehr Zeit einkalkuliert werden, da zusätzlich der Taxi-Zubringer organisiert werden musste. So fanden die 3 schönen Tourentage ihren Abschluss.

Nochmals vielen Dank an Gise für die Organisation und Führung der schönen und interessanten Tour.

Tour / Veranstaltung Hochtour Lüsener Spitze
Datum / Zeitraum 12. – 14.08.2022
Tourenleiter Giesbert Schiebel
Teilnehmer Roswita + Gisbert Groß,  Max Weiß,
Elmar + Toni Mayer
Koordinaten / Ausgangsort Milders, Stubaital
Autor*in Toni Mayer