… eine mental fordernde Schlemmertour
Wenn zwei Trainer:innen C Bergsteigen auf Berg- und Hochtour gehen, kann da überhaupt was schief laufen? Nun, ja …
Wenn man mit Sebastian Mohr, unserem 1. Vorsitzenden des DAV Rottenburg und Caroline Nieder, unserer 2. Vorsitzenden auf Berg- und Hochtour geht, kann man natürlich nicht besser betreut in die Berge gehen!
Aber wie sagten schon die alten Römer: Errare humanum est, sed in errare perseverare diabolicum.
(Für Nicht – Lateiner: Irren ist menschlich, aber im Irrtum verharren ist teuflisch.)
Aber beginnen wir von vorne:
Nachdem wir uns am Dienstag, den 21. Mai im Hirsch getroffen hatten, um die Tour und vor allem die äußerst düstere Wettervorhersage mit Gewitter zu besprechen, begann der Spaß mit einer heiteren Anfahrt am Freitag, den 24. Mai. Sebastian ärgerte sich über jeden Wohnwagen, dicke Motorradfahrer:innen und vor allem über diese lästigen „Touris“, die immer überall hinfahren! Und Caro war jedes Auto ein Dorn im Auge, das ihr die Sicht auf die freie Straße versperrte. So saß ich zufrieden auf der Rückbank, lauschte gespannt den Erzählungen und gab hin und wieder meinen spitzfindigen Senf dazu.
So verging die Zeit wie im Flug! In Reutte angekommen, war Sebastian im Handumdrehen oben ohne und nach wenigen Minuten konnte es losgehen. Die Infrastrukturbegeisterten schauten sich die Gondel ganz genau von innen an und schlenderten folgend wohl in reinster Glückseligkeit den Panoramaweg entlang, während ich selbstgewählt schniefend über schlammige Wege kroch und die beiden dann bei einem wohlverdienten Kaltgetränk auf der bärigsten Alm, der Gehrenalpe, wiedersah.
Entgegen allen Vorhersagen fing es erst beim Knödelessen an zu regnen. Das „Gewitter“ war aber schon vorbei, als wir unsere Völlerei mit einem Kaiserschmarrn der Sonderklasse abschlossen. Die 12er Gruppe, die wegen des Wetters abgesagt hatte, ärgerte sich jetzt vielleicht, aber wir freuten uns, eine ganze Hütte für uns zu haben. Nachdem Sebastian eine Runde Uno gewonnen hatte, konnten wir schlafen gehen.
Am nächsten Morgen wurden wir mit einem Frühstücksbuffet für 15 Personen empfangen, doch nur ich ließ es mir so richtig gut gehen, während Caro und Sebastian sich mit einem Fünftel zufrieden gaben. Den möglichen Grund dafür erfuhr ich zwei Stunden später, in den 6 Mehrseillängen der alten Südwand der Gehrenspitze.
Eine einfache 4er Route sollte es werden … Wäre es nicht so kalt und nass gewesen, hätten wir sicher darüber gelacht. So aber standen Caro und ich fröstelnd am Einstieg und Sebastian kletterte leicht fluchend immer höher, bis er im Nebel verschwand.
Und dann: Stillstand. Es musste die dritte Seillänge gewesen sein. Sebastian schaute so gut es ging von unten auf einen Wandvorsprung, schaute nach links, schaute nach rechts, aber irgendwie schien die Tour da nicht lang zu gehen. Schwach schimmerte auch ein vermeintlicher Haken silbern im Nebel. Doch wie sehr wir uns geirrt hatten, merkte Sebastian erst, als er an zwei völlig verrosteten und beim besten Willen nicht mehr vertrauenswürdigen Schlaghaken vorbei zu einem bereits 5-fach mit alten Schlingen gesicherten „Stand“ kam.
Mit einem Vierer hatte das auch bei bestem Wetter nichts mehr zu tun. Nach einer gehörigen Portion mentaler Energie, standen wir kuschelig beisammen. Doch nun galt es, den Fehler zu korrigieren. Denn der eigentliche Verlauf führte gut 4m rechts von uns aufwärts, wobei auf dem Weg eine nasse Platte zu überqueren war. Alles äußerst spannende Stellen, die weder im Nachstieg, noch im Vorstieg vernünftig zu sichern waren.
Doch gut zwei Stunden später standen wir triumphierend auf der Gehrenspitze, wo der Himmel sogar teilweise aufriss und uns schöne Ausblicke bescherte.
Ganze fünf Minuten genossen wir unsere vollbrachte Tat, bis wir wieder auf dem Normalweg zum Gehrenjoch abstiegen. Die Lust auf Schlemmen trieb uns nun an. Über die Schneidspitze und den Weg 417 zum Gimpelhaus, einem Berghotel.
Da wir es konnten und es sich einfach besser schlemmen lässt, wenn man weiß, dass man einen guten Schlafplatz hat, wechselten wir vom Mehrbettzimmer in Einzelzimmer mit Balkon und Bergblick.
Das Festmahl konnte also beginnen, nur überzeugte das Essen diesmal nicht wirklich. Nach einer realistischen Einschätzung des bevorstehenden Tages und der Entscheidung, nicht den Westgrat der Gehrenspitze, sondern die Kellenspitze zu besteigen, spielten wir noch eine kurze Runde „Mogel Motte“ und lagen im Anschluss bereits um 20 Uhr im Bett.
Nach einem für mich ausgiebigen Frühstück drückten wir Punkt 7:30 Uhr frische Fußprofile in den Matsch. Der Himmel war blau und versprach Sonnenbrand. Als wir das erste Mal in die Sonne traten und die wohlige Wärme genossen, stellten wir fest, dass wir wohl doch etwas zu weit gelaufen waren, um den Westgrat zu erreichen. Die eisigen Schneefelder ein zweites Mal überquert, standen wir etwas verstätet nun endlich vor dem Einstieg.
Es war nicht mehr feucht, aber kälter. Die erste gesicherte Seillänge lag noch völlig im Schatten, was kalte und taube Finger zur Folge hatte. Doch schon danach schlenderten wir bei bestem Wetter und einer atemberaubenden Aussicht über den Grat. Es ging rauf und runter, runter und rauf, dann wieder runter und wieder rauf, und schließlich noch eine Schlüsselstelle mit Sicherung und schon standen wir erneut triumphierend auf der Kellenspitze.
Die schöne Aussicht konnte uns aber wieder nicht allzu lange fesseln, so dass wir über den Normalweg abstiegen und nach einer kurzen Stärkung zur Schneealm marschierten, die aus allen Nähten platzte.
Nach einer ausgiebigen Pause wurde es Zeit, die Heimreise anzutreten. Nachdem wir wieder am Auto angekommen waren brausten wir davon, um nur 5 Minuten später an einer Tankstelle Eis und Erfrischungsgetränke einzukaufen.
So ging unsere Schlemmertour langsam zu Ende und die Berge wurden immer kleiner.
Schön war es! Und lecker!
Tour / Veranstaltung | Gehrenspitze 2024 – Eine mental fordernde Schlemmertour |
Touren-Nr. | BHT401 |
Datum / Zeitraum | 24.05. – 26.05.2024 |
Tourenleiter | Sebastian Mohr |
Teilnehmer | Sebastian Mohr, Caroline Nieder, Aron Oehler |
Bericht | Aron Oehler |
Koordinaten / Ausgangsort | Gemeinde Höfen, Österreich (Talstation Hahnenkamm Bergbahn) |