Kein Schnee im Piemont …

…. dafür Sonne in Osttirol

Nach ergiebigen Schneefällen an der Alpensüdseite zu Beginn des Winters 2021, schmolz der Schnee, während der Warmphase an Weihnachten dahin und neuer blieb aus. Daher verlegte Gise die geplante Skitourentage im Piemont nach Osttirol. Dies wiederum weniger wegen einer traumhaften Schneelage, sondern aus der Notwendigkeit kurzfristig für 8 Personen ein Quartier zu bekommen. Der Gasthof Bachmann in Innervillgraten hatte freie Zimmer für vier Nächte und deshalb Gise griff zu.

Vom 6. bis zum 9. März 2022 konnten Birgit, Gise, Stefan, Kurt, Fritze, Tobias, Claudia und ich unter einem massiven Winterhoch in den Villgratener Bergen deren Gipfel besteigen.

Nach der Anreise an Sonntag starteten wir am Montag, den 7. März mit dem Ziel Gaishörndl, ein einfacher und beliebter Gipfel. Ausgangspunkt für viele der Touren ist meist der Talschluss bei Kalkstein, welches eingeschnitten zwischen den Bergen im Umkreis liegt.

Dies bedeutet zweistellige Minusgrade und kalte Finger. Nach einer halben Stunde konnten wir allerdings die ersten Sonnenstrahlen genießen und freuten uns über den gemütlichen Anstieg durch offenes Almgelände zur Ruschletalm auf 1.800m.

500m weiter oben teilt sich der Aufstieg. Eine Route führte zum Pfanntörl, die andere in Richtung zum Gipfelhang des Gaishörndl nahmen wir. Harscheisen werden an diesem Tag, wie auch an den anderen absolut notwendig, da der letzte Schneefall im Villgratental auch Wochen zurück lag.

Die klare Winterluft erlaubte uns jeden Tag weite Blicke auf unbekannte, aber auch bekannte Gipfel, wie die Drei Zinnen oder den Hochgall.

Über den bretthart gefahrenen und tief gefrorenen Schnee fuhren wir zügig nach Kalkstein ab, was technisch wenig anspruchsvoll, aber dafür eine gute Übung für die Beinarbeit war. Mit nachmittäglichen Spaziergängen streiften wir dann noch in der Sonne durch und am Rande von Innervillgraten entlang, bis uns jeden Abend eine gute und einfache bürgerliche Küche den Bauch füllte.

Dienstags stiegen wir auf die ebenfalls, zum Muss eines jeden Villgratener Tourengehers, zählende Kreuzspitze. Der sehr landschaftlich abwechslungsreiche Aufstieg beginnt auch in Kalkstein. Von dort führt dieser zuerst entlang eines Bachtales, gesäumt von einem schönen Lärchen-Fichtenwald in Richtung Rosstalalm. Die südseitigen Hänge oberhalb des Bachtals waren bis ca. 2.300 HM bereits schneefrei, im Rosstal selbst lag der gepresste Schnee gut gekühlt und gepresst. Der Gruppe angepasst, wählte Gise ein gleichmäßiges, geringes Tempo, und legte Trinkpausen für uns ein, sodass wir zusammen in der Gruppe aufstiegen und noch Luft zu reden und Zeit zu fotografieren hatten – wunderbar!

Weiter oben nach der Alm waren wiederum die Harscheisen gefragt, um sicher auf den 2.624m hohen des Gipfels zu steigen. Die Dolomitennadeln wurden wieder digitalisiert und benannt und über weit entfernte Gipfel gerätselt. Denn Osttirol zählt noch nicht zu unseren Zielen für ein kurzes Wochenende.

Im Villgratental weiden im Sommer 1.000 Schafe, in Osttirol gar 6.000 Stück. Deren Wolle wird auch in der Villgratener Naturschlaf-Manufaktur zu Matratzen und anderen Produkten verarbeitet. Dies alles erfuhren wir nachmittags bei einem Besuch des Ladengeschäftes. Die Schafschur am letzten Wochenende im Juni ist ein Fest und zieht alljährlich viele Touristen an. Ein kleiner Tipp am Rande!

Am dritten Tag waren wir in Schwung und wählten die Riepenspitze – ein weiteres MUSS für unseren Tourentag aus. Start war die Untersteller Alm im Arntal, welches sich von Innervillgraten aus nach Norden erstreckt. Mit Spitzkehren durch einen Lärchenwald wurde der erste steile Anstieg bewältigt, bevor es auf einem Almweg gleichmäßig zur Riepenalm ging. Über deren Almgelände zieht sich die Tourenspur über flaches Gelände und immer mal wieder steile Stufen hinauf in ein Hochtal. Dieses verläuft in einem fast Dreiviertelreis gegen den Uhrzeigersinn nach Osten, um in einer kleinen, etwas steileren Flanke zu enden. Über diesen hinauf und durch eine Scharte zum Skidepot und dann die restlichen Meter zum Fuß des Gipfels. Dort strahlt ein hölzernes Gipfelkreuz und begrüßt die Bergsteiger nach einem sehr kurzweiligen wie anspruchsvollen Aufstieg.

Die Abfahrt? Pistenharter Schnee, plattig, dann leichte Pulverauflage, weiter unten ein wenig sulzig, ebenso abwechslungsreich und fordernd wie der Aufstieg! Insgesamt tatsächlich eine Traumtour, ein MUSS.

Den Kaffee am Nachmittag mit Kuchen des Hauses konnten wir an diesem Tag mit etwas müden Beinen sehr genießen, wie auch ein schöner Abschlussabend mit unserem mitgebrachten Spiel.

Fritze, Stefan, Kurt und Tobias fuhren am Donnerstag zurück. Gise, Birgit, Claudia und ich hängten noch das Rote Kinkele als weitere sehr bekannte Skitour dran. Von den höchst gelegenen Höfen (Schettlet) in Osttirol auf 1.700m führt der Weg zur eindrucksvollen Karmelisenalm mit ihrer hölzernen Kapelle und den Höfen teilt sie sich etwas später auf. Wir stiegen hoch zur Owelenke, eine Lücke westlich des Gipfels, fuhren dahinter ein paar Meter ab, umrundeten das 2.763m hohe Rot Kinkele und gingen dann nordseitig über eine Lücke den Gipfelgrat hoch zum Gipfel. Die Abfahrt über kuppiertes Gelände war sehr kurzweilig und recht schön, der Rückweg auf dem Forstweg nach der Karmelisenalm von Tragestellen unterbrochen, was unsere gute Laune und Freude über diese Tour jedoch nicht belastete.

Nachdem Gise und Birgit ebenfalls Richtung Kempten starteten waren wir noch zu zweit und planten den nächsten Tag, um die Tourenwoche weiter auszudehnen. Nordseitige Aufstiegsrouten waren noch möglich, weshalb wir das Hohe Haus auf 2.784m aus dem Winkeltal wählten – und diese Wahl war gut. Wir hatten einen langen Talanstieg, eine steile Waldstufe und das weite und offene Hochgelände der Villponer Alm vor uns bzw. auf dem Gipfel dann hinter uns. Das nachlassende Winterhoch brachte ein paar Grad Celsius mehr, sodass wir sogar eine ausgedehnte Gipfelrast einlegen konnten, bevor wir dann flott abfuhren. Die Rückfahrt nutzen wir noch für einen Stopp in Matrei am Brenner, um uns von den Osttiroler Bergen zu verabschieden!

Ein Dankeschön an Gise für den guten Ersatz!