Skitouren im Namloser Tal

Trubel, Hotelburgen, volle Parkplätze an Talstationen, überfüllte Pisten oder mit Liftanlagen verbaute Hänge – all das sucht man vergeblich im beschaulichen und ursprünglichen Namloser Tal.

Unser Skitourengruppe im Namloser Tal
Unser Skitourengruppe im Namloser Tal

Beste Voraussetzungen für ein perfektes Skitouren Wochenende.
Wohl auch oder gerade deshalb stand nach 2010 und 2012 zum dritten Mal das Namloser Tal als Zielgebiet für ein Skitouren-Wochenende auf dem Programm. Einzig das vorhergesagte Wetter und die nach einer Woche Südföhn sicher nicht optimalen Verhältnisse sorgten für etwas Spannung bei der Tourenplanung.

Deren erstes Ergebnis am Freitag abend war die Namloser Wetterspitze. Dieser Lechtaler Skitouren Klassiker ist nur bei guten Verhältnissen möglich, was nicht so oft der Fall sein soll. Aber die Verhältnisse waren gut genug. Das bestätigte uns auch unser Gastgeber Martin vom Gasthaus Wetterspitze. Vor und nach dem vorzüglichen Abendessen schauten sich alle Teilnehmer die Tour in Karte und Führer noch einmal an – sehr vorbildlich.

Apropos Abendessen! Nicht nur da war und ist ein grosses Lob für unseren Gastgeber fällig: Ein urgemütlicher Gasthof im kleinen Örtchen Kelmen. Der erste Satz auf dessen Internetseite verspricht nicht zuviel. Dafür sorgen neben der Lage in unberührter Natur und Abgeschiedenheit vor allem Roswitha und Martin, die uns nicht nur hervorragend verköstigten und jederzeit mit einem lockeren Spruch (Martin) oder einem Lächeln (Roswitha) gute Laune verbreiteten, sondern auch unseren Wunsch nach frühem Aufbruch am Samstag morgen ohne Zögern erfüllten und das Frühstück schon um 6:15Uhr servierten.

Pünktlich um 7:30Uhr starteten wir am Samstag morgen am Abzweig zur Fallerscheinalpe bei frühlingshaften Plusgraden. Am Abend zuvor und in der Nacht hatte es im Tal noch geregnet. Die ersten 100 von 1370 Höhenmetern mussten wir uns über ca. 2km horizontale Distanz bis zur Fallerscheinalpe erarbeiten.

An der Fallerscheinalpe, einer idyllischen Almsiedlung, empfing uns schon Hüttenwirt Hans in langer Unterhose von Mammut und Tirolerhut. Hans versicherte uns, gerade mit Petrus telefoniert und das mit dem Wetter geregelt zu haben. Also konnte diesbezüglich nichts mehr schief gehen. Das Gelände wurde kurzzeitig etwas steiler bevor wir über einen engen und verschlungenen Waldpfad den Durchschlupf zu erneut freiem Gelände passierten. Weiter dem Talschluss entgegen gewannen wir nun schneller an Höhe. Unter dem markanten Ortkopf schwenkten wir von Süd auf Ost und erreichten über einen steileren Hang die Einsattelung am Beginn des breiten Südwestrückens.

Bis hierher wähnten wir uns alleine auf der Tour, doch sahen wir dann zum ersten mal zwei weitere Tourengeher. Auf dem Sattel angekommen machten wir eine Pause, um uns für das steilste und letzte Stück zum Gipfel noch einmal zu stärken. Moritz bot uns von seinem selbst gebackenen Kuchen an, von dem er eine ganze Form im Rucksack den Berg hoch trug. Auch die Sonne zeigte sich nun öfter und wir hofften, dass sie uns für den Rest des Tages begleiten würde. Der Bergrücken war teilweise schon arg freigeblasen, zudem mussten wir wegen deutlichen Anrissen in der Schneedecke und gut sichtbaren Schneemäulern Entlastungsabstände einhalten.

So ging es dahin und die 400 Höhenmeter über den Südwestrücken waren schnell Geschichte. Das Skidepot legten wir etwa 30 Höhenmeter unter dem Gipfel an und gingen über felsdurchsetztes Gelände zum höchsten Punkt, der immerhin auf 2553m liegt. Leider zog es um die Wetterspitze herum zu, so dass die Aussicht auf die benachbarten Gipfel sehr begrenzt war. Nach ausgiebieger Gipfelrast rüsteten wir uns für die Abfahrt, die uns zuerst ein Stück über den Rücken, dann durch d’Wanne führte. Der Schnee war doch recht schwer, und so fand sich der eine oder andere kopfüber im Schnee wieder entweder sich selber oder seine Ski ausgrabend. Die weitere Abfahrt erfolgte weitestgehend entlang der Aufstiegsspur, über die wir auch wieder die Fallerscheinalpe erreichten.

Die lud uns mit ihrem Wirt Hans zu einem Einkehrschwung ein, selbstredend, dass wir uns nicht zweimal bitten liessen. Hans empfing uns mit einem Begrüssungsschnaps zum Nulltarif. Auch Kaffee und Tee wären frei gewesen, allerdings stand uns der Sinn eher nach hopfenhaltigen Getränken. Vom zweiten Wirt erfuhren wir auch, dass fünf der Almhütten im Sommer gemietet werden können. Gut gestärkt schoben wir uns auf den letzten Schneeresten des asphaltierten Zufahrtswegs das Tal hinaus zum Parkplatz.

War am Freitag abend das erste Ziel schnell gefunden, dauerten die Diskussion am Samstag abend über die Tour am Sonntag schon deutlich länger. Letztlich fiel die Wahl auf den Karleskopf, auch wenn Viktor diesen Gipfel schon einmal mit Ski bestiegen hatte. Aber die eher kurze Tour mit etwa 950 Höhenmetern bot sich für Sonntag an, da wir auch noch heim fahren mussten. Allerdings sollte uns diese Tour das eine oder andere Mal noch die Zähne zeigen.

Start war um 8Uhr über einen Forstweg, der gleich am Ortsrand von Namlos beginnt, entlang des Brentersbachs flach taleinwärts bis wir auf den Sommerweg ins Treiental einbogen. Wir entschieden uns, östich des Baches zu gehen, da der westlich gelegene Winterweg duch heikle Lawinenhänge führte.

Dass wir aber später bei der Abfahrt eben diesen Weg wählen mussten, sollte sich später herausstellen. Aber der Reihe nach. Erst warf Joe seine neuen Ski beim Queren der Brücke in den Brentersbach! Zum Glück blieben die Felle trocken. Dies war auch ziemlich wichtig, da der Weg gleich danach auf einen steilen Pfad abzweigte. Mit voller Steighilfe und grösserem Abstand stiegen wir auf. Das nächste Malheur sollte Moritz ereilen, als er seinen Stock verlor und dieser in eine steile Schneerinne fiel und Meter für Meter nach unten rutschte. Was blieb ihm anderes übrig, als in die Rinne hinunter zu steigen, den Stock zu bergen und sich wieder mühsam durch den hüfttiefen Schnee wühlend nach oben zu arbeiten? Eine schweisstreibende Extraeinlage, auf die er sicher gerne verzichtet hätte, denn es ging unvermindert steil weiter bis sich der Hang erst kurz unterhalb der Treienalm zurück legt.

Dieser Abschnitt führte uns über hart gefrorenen Harsch. Nach kurzer Pause an der Treienalm gingen wir zunächst flacher Richtung des zugeschneiten Treiensees bevor wir dann über den mittlerweile sonnigen Hang des Gipfelaufbaus aufstiegen. Bis auf den Gipfelgrat konnten die Ski angeschnallt bleiben. Auch das Wetter spielte mit, die umliegenden Gipfel zeigten sich in ihrer vollen Pracht, unter anderem auch die benachbarten Wetterspitze, auf der wir noch am Vortag gestanden hatten.

Auf der Abfahrt, die im oberen Teil meist entlang der Aufspiegsspur führte, wechselten sich abermals tiefer Sulzschnee mit tragender Schneedecke ab. Es blieb spannend. Durch den Latschengürtel unterhalb der Treienalm mussten wir Stück für Stück abrutschen, da auch hier der Schnee schwer zu befahren war, und wir den besten Weg durch die Latschen suchen mussten. Schon während des Aufstiegs hatten wir uns entschieden, links des Treienbaches über die Lawinenkegel und zum Teil schon frei liegenden Grashänge abzufahren bzw. abzusteigen. Dies war sicher die bessere Variante; die andere wäre gewesen, den steilen und sehr engen Aufstiegspfad abzufahren. Nachdem wir auch dieses heikle Stück hinter uns gebracht hatten, führte uns die Abfahrt noch ein Stück durch eine kurvenreiche und abschüssige Rinne. Über diese erreichten wir wieder die Forststrasse, die uns nach Namlos führte.

Noch einmal fuhren wir zurück zum Gasthof, wo wir uns frisch machen, mit Suppe oder Kaiserschmarren die am Vormittag eingebüssten Körner zurück holen und uns für die Heimfahrt stärken konnten.

Fazit: Zwei gelungene Touren im Nirgendwo der Lechtaler Alpen, eine gute und kommunikative Gruppe, in der jeder den anderen unterstützte und eine Unterkunft, die keine Wünsche offen liess.

Autor:  Jürgen Schaefer
Termin: 08.03.2013 – 10.03.2013
Tourenleiter: Joe Herbst
Teilnehmer: Joe, Carmen, Viktor, Claudia, Bernd, Gyda, Thomas, Axel, Moritz, Jürgen

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