Skitouren im Val Formazza

… unterwegs im sonnigen Tessin

… trotz wenig Schnee, aber mit viel Optimismus und Plan B …

Die sechs Optimisten (Bernd, Hajo, Hermann, Horst, Jochen, Jodok) machten sich auf den Weg ins sonnige Val Bedretto im Schweizer Tessin, um die dortigen Skitouren-Möglichkeiten von der Capanna Piansecco und Cristallina zu erkunden.

Das ursprüngliche Ziel im Val Formazza wurde abgeändert, da die geplante Hütte Maria Luisa geschlossen war. Dank der Planung von Hermann hatten wir einen tollen Plan B mit lohnenden Gipfelzielen.

Der Aufstieg vom Parkplatz in All’Acqua (1.613m) im Val Bedretto zur Capanna Piansecco (1.982m) erfolgte wegen Schneemangels größtenteils mit den Skiern am Rucksack über den Sommerweg. Die teilweise vereisten Passagen erforderten jedoch besondere Vorsicht beim Aufstieg.

Die Hütte Piansecco ist modern ausgestattet und wurde erst vor 2 Jahren grundlegend renoviert. Sie bietet geräumige 4-Bett bis 6-Bett Zimmer. Die Waschräume sind mit Duschen ausgestattet. Die Duschmarken können beim Wirt für € 2.- pro 3 Minuten (mit einer  unterbrechbarer Zeitschaltuhr ) gekauft werden.

Insgesamt machte die Hütte einen sauberen und hervorragenden Eindruck. Dies wurde durch die vorzügliche Küche des Hüttenteams aus Bergamo noch bekräftigt. Der Koch Marco zauberte am ersten Abend die besondere lokale Delikatesse – Pizzoccheri.

Das Rezept wollte er allerdings nicht verraten. Dafür müsse man wiederkommen. Was wir sicherlich auch machen werden!

Die Skitour am nächsten Tag von der C. Piansecco bei sonnigen Wetter ging über den Gerenpass (2.671m) auf den gut gangbaren Gipfel des Chüebodenhorns (3.070m). Leider war auch oberhalb der Hütte der Schnee teilweise aper, und somit waren die unteren Teile des Aufstiegs und der Abfahrt nicht ganz einfach. Die Bedingungen bei der Abfahrt brachten uns teilweise an die Grenzen unserer technischen Fähigkeiten. Aber dafür war die Aussicht vom Gipfel war sehr beeindruckend. Greifbar nahe waren Monte Rosa und die Gipfel der Berner 4.000er, wie das Finsteraarhorn.

Mit Freude konnten wir nach der holprigen Abfahrt (Typ Kartoffelacker) auf der Terrasse in der Sonne noch ein paar isotonische Kaltgetränke zu uns nehmen , bevor es zum Abendessen wieder ein leckeres Mahl gab.

Am nächsten Tag stand der anspruchsvolle Pizzo Rotondo auf dem Programm. Zuerst ging es wieder wegen des Schneemangels, anstatt auf den Normalweg über eine steile Scharte. Danach erfolgte eine kurze Querung zu Fuß zum Passo Rotondo, um die Skier wieder an zu schnallen und am Fuß einer steilen Rinne, diese auf ca. 3.000m zu deponieren. Mit Steigeisen und Pickel ging es 200 HM im festen, gefrorenen Schnee in der Rinne hinauf, wobei einige felsige Stellen eine erhöhte Aufmerksamkeit erforderten. Zum Schluss waren noch 50 HM Kletterpassage im II. Grad zu bezwingen, bevor wir auf dem Gipfel auf knapp 3.200m standen.

Alle waren glücklich, es geschafft zu haben. Der Abstieg und die Abfahrt erfolgten auf derselben Route wie  der Anstieg. Der Schnee war aufgrund der Sonneneinstrahlung teilweise aufgefirnt und teilweise, aber noch hart, sodass die Abfahrt mit Vorsicht zu genießen war.

Am nächsten Tag sollte auf die C. Cristallina gewechselt werden. Hermanns Anrufe bei der Hütte landeten allerdings nur auf dem Anrufbeantworter. Was also tun? Ohne Bestätigung trotzdem den Wechsel wagen? So machten wir es, denn “No risk no fun”!

Also gingen die sechs Optimisten den direkten Weg zur Hütte an – nach einem Abstieg zum Ausgangspunkt All’Acqua in das Val Cavagnolo. Im Verlauf der Route wurde der Gipfel des Poncione Val Piana (2.659m) bestiegen und nach einer Abfahrt zum Ghiacciaio di Valleggia, der Passo della Cima di Lago (2.697m) überschritten.

Nach einer kurzen Abfahrt erreichten wir die Hütte Cristallina. ABER, welch eine Enttäuschung, als wir das Schild „CHIUSA“ sahen.

Die Hütte war doch geschlossen!

Das optimistische Angehen der Tour, wurde leider nicht belohnt! Was tun? Das war die Frage aller Fragen.

Plan B hieß nun, Abfahren ins Val Bedretto über die Alpe Cristallina und dort eine Übernachtungsmöglichkeit im Tal suchen. Aufgrund des Schneemangels und der vorgerückten Stunde, mussten die letzten 200 HM allerdings mit der Stirnlampe zu Fuß ins Tal abgestiegen werden. Eine Abfahrt war nicht möglich.

Spät fuhren wir dann mit dem Auto zur Albergo delle Alpi in Airolo. Dort wurde uns eine preiswerte Übernachtung angeboten. Eine Pizzeria war sogar auch direkt im Haus. Somit klang der Abend zwar etwas abenteuerlich (wegen der Aussicht auf einen möglichen ungewissen Ausgang), aber doch noch mit einem guten Ende (bei einer leckeren Pizza) aus.

Am letzten Tag fuhren wir nach einer kurzen Skitour von All’Acqua auf den Passo San Giacomo (2.307m)  wieder zurück nach Hause.

Fazit: Trotz aller Schwierigkeiten, war es eine bemerkenswerte Tour!

Wir erlebten schöne und interessante Tourentage mit einigen Herausforderungen, die aber von allen Teilnehmern mit viel Agilität und Optimismus angenommen und gemeistert wurden.

Vielen Dank an Hermann für die kompetente Planung und Führung der Tour!

Zeitraum 17. – 21. Februar 2023
Tourenleiter Hermann Elsenhans
Teilnehmer Jodok Braun, Joachim Eberle, Horst Eissler,
Hajo Ostermoor, Bernd Widmann
Ausgangsort (Koordinaten) All’Acqua, Tessin, Schweiz
Bericht Hajo Ostermoor