Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Trockenräume!

Die Hochtouren-Jungmanschaft auf dem Clariden

23.06, 6:15 Treffpunkt Rottenburger Bahnhof für das Auto 1 und Beginn der „Einsammelrunde“ für das Auto 2, dann noch schnell zum Bäcker – die Weckle für die Tour sind essenziell – und ab in die Schweiz. 

Nach ca. 3,5 Stunden Fahrt und einer interessanten Auffahrt auf den Klausenpass (wir mussten 50 Meter wieder rückwärts runter, weil uns ein Bus entgegenkam) parken wir an einem beinahe idyllischen Parkplatz unter einem Wasserfall, einige Tiefenmeter unter der Passhöhe. 

Von hier aus laufen wir zuerst eine Schotterstraße mit angenehmer Steigung zu einer goldigen Alm – klasse zum Einlaufen!

Weil wir beschlossen haben, es an dem Tag gemütlich anzugehen, nehmen wir das Gemsfairenhüttli auch gleich als „Einkehrpause“ mit und laufen dann über einen Trail weiter im strahlenden Sonnenschein Richtung Fisetenpass. 

Kurz davor teilte sich der Weg und auch die Gruppe: ein Teil läuft weiter zum Pass und von dort aus auf ähnlicher Höhe um den Rotstock zur Hütte. Der andere Teil ist motiviert für weitere 400hm, um über das Gemsfairenjoch einen schönen Weg am Grat entlang genießen zu können! Kurz vor dem Joch werden wir von starkem Regen überrascht, wir laufen also zügig weiter. Die Ernsthaftigkeit der Lage sehen wir aber erst, als wir an Leuten mit ihren Notbiwaksäcken vorbeikommen. Wir schauen, dass wir flott und sicher den matschigen und somit sehr rutschigen Hang runterkommen. Einmal noch über den Rand des Gletschers und dann die Restlichen 300 Tiefenmeter über einen angenehmen Trail. 

Zum Glück sind alle heil an der Hütte angekommen. Heil aber nicht trocken! Da wir nicht die einzigen sind, die vom Wetter überrascht wurden, ist der Trockenraum schon stark gefüllt und der kleine Heizer ist längst an seinen Grenzen. Wir genießen aber natürlich trotzdem das Bergsteigeressen und kümmern uns kurz vorm Schlafengehen nochmal um die nassen Klamotten – geduldig halten wir unsere Hosen und Socken an die Lüftung des kleinen, kämpfenden Heizers. 

4:30: anziehen, packen und runter zum Frühstück. Das selbst gebackene Brot stärkt uns, so dass wir pünktlich um 6:00 Uhr den Aufstieg zum Gletscher starten. 

Das Wetter spielt mit und mit jedem weiteren Höhenmeter werden wir belohnt von einem immer weiter werdenden Alpenpanorama in der Morgensonne. Nach 300hm kommen wir beim Gletscher an – Zeit die Steigeisen anzuziehen. Mit Pickel bewaffnet stiefeln wir über das weite Eisfeld, die angenehme Steigung führt uns zu einer Verengung mit einem kurzen steilen Anstieg, der am Felsen endet, wo wir dann die Steigeisen wieder ausziehen. An der Stelle wird die Gruppe leicht nervös, weil ein dichter Nebel uns umhüllt und wir an der exponiertesten Stelle der Tour sind. Wir schauen also, dass wir zügig die letzten Höhenmeter zum Gipfel (über felsiges Gehgelände) kommen. Und als hätten wir es bestellt zieht um 10:00 Uhr die Sonne auf, als wir gerade das Kreuz erreichen – Bergheil! 

Obwohl es oben sehr kalt ist und wir alle Schichten anziehen, genießen wir unsere Jause und erhaschen immer mal wieder atemraubende Blicke auf die Gletscher und Berge um uns herum (wenn die Wolken mal kurz Platz machen). 

Nach diesem 950hm Anstieg folgt der Abstieg. Wir haben beschlossen den Clariden zu überqueren, so dass wir auf der Westseite über den Grad abklettern. Das Gelände ist im 3. Grad, aber mit Ketten als Unterstützung gesichert, so dass wir es uns erlauben können, hin und wieder den Blick vom Felsen zu nehmen um die Aussicht zu genießen. 

Nach dem Grad geht es noch über ein kleineres Eisfeld, für dass wir die Steigeisen ein letztes Mal anziehen. Hier merken wir, wie warm es seit heute Morgen geworden ist, denn im Eis sind überall Rillen mit Gletschermilch. 

Am Fuß des Eisfeldes angekommen wird erstmal alles ausgezogen, was geht: Steigeisen, Gurt, Jacke. In kurzer Hose und T-Shirt laufen wir erst über einen spannenden Weg durch Felsen und Geröll. Danach wird es angenehmer für die Beine: ein erdiger Pfad führt uns bis zum Klausenpass, wo wir nach 1430 Tiefenmeter die Schuhe von uns schmeißen und erstmal hinsetzen. 

An der Stelle geht ein Dank an die Fahrer raus, die allein noch bis runter zu den Autos gelaufen sind, damit wir anderen uns diese Meter sparen können und entspannt in der Sonne wartend die Reste von unseren Vespern aufessen. 

Dankbar, dass auch diese Tour ohne ernsthafte Zwischenfälle ein tolles Erlebnis in den Alpen war, treten wir den Rückweg in die Heimat an. 

Termin 23.-24.07.2022
Organisation als Team
Bericht Nora Schief
Teilnehmer Michael Klöck, Alexander Klöck, Lukas Kohler, Christian Rieder, David Mahler, Nico Dierolf, Sarin Geske, Hannes Ott, Isabell Wachendorfer, Nora Schief