Bier macht lustig, weise der Wein

Rofan-Durchquerung

Rofan? Wo ist das denn? Da war ich ja noch nie! – Das ging mir durch den Kopf, als ich im Programm 2018 die Ausschreibung von Friedbert las: „In drei Tagen wird das Rofan14 überquert – ein Gebirgsstock zwischen dem Achensee und dem Inntal.“ Ich wollte es wissen, meldete mich an und war gespannt, was mich erwarten würde.

Mit zwei Autos fuhren wir zu neunt (Adelinde, Dagmar, Friedbert, Günther, Michael, Moni, Peter, Robert und Thomas) am Freitagmorgen, 14.09., bei Merklingen auf die A 8 Richtung München mit dem Ziel Maurach am Achensee.

Robert, unser Fahrer, war auffallend still, nicht weil er noch so müde war, sondern weil sein Ford nicht mehr richtig zog und beunruhigenderweise einen Motorschaden anzeigte. So fuhr er schließlich auf einen P&R-Parkplatz bei Dasing und rief den ADAC an. Dagmar und ich nutzten die unfreiwillige Pause und zündeten in der danebenliegenden Kapelle eine Kerze an, damit alles gut würde. Die Mannschaft des anderen Autos (Thomas, Friedbert, Adelinde und Günther) versorgte uns mit Kaffee und Butterbrezeln vom nächstgelegenen Autohof.

Da kam auch schon der gelbe Engel vom ADAC, reparierte notdürftig den Ford und organisierte einen ADAC-Leihwagen. So kam es, dass wir den Rest der Anfahrt und dann auch die Heimfahrt in einem Opel fortsetzten.

Endlich, nach nur! zweistündiger Verspätung (es hätte auch viel länger dauern können) konnten wir in Maurach am Achensee unsere Rofan-Durchquerung beginnen. Bei noch heiterem Himmel stiegen wir über Buchau am Dalfazer Wasserfall vorbei zur Dalfazer Alm (1780 m) auf, wo wir uns eine Kaffeepause gönnten und den herrlichen Blick auf den Achensee genossen. Frisch gestärkt querten wir dann ohne Höhenverlust, aber mit Regenjacken und Schirm bewaffnet, da in der Zwischenzeit ein leichter Nieselregen eingesetzt hatte, zu  unserem Tagesziel, dem Berggasthaus Rofan (1830 m) hinüber, das direkt neben der Erfurter Hütte und der Bergstation der Rofan-Seilbahn liegt.

Nach den üblichen Hüttenritualen (Lagerbezug, Duschen, Erkunden der näheren Hüttenumgebung, Telefonieren) konnte jeder sein Abendessen à la carte wählen, wobei sich einige für einen feudalen Gamsbraten entschieden.

Was wäre ein Hüttenabend ohne Chicago-Spiel! So wurde auch dieser Abend unter großem Gelächter damit ausgefüllt.

Am nächsten Tag, dem Samstag, zeigte sich das Wetter nicht von seiner besten Seite. Beim Aufstieg  über den Grubasteig und die Grubascharte zur Rofanspitze (2259 m) setzte Regen ein und verwandelte die Wege rasch in eine schmierige und rutschige Angelegenheit. Auch war die Sicht sehr eingeschränkt. Besonders der Abstieg von der Rofanspitze auf dem zum Teil drahtseilgesicherten Schafsteig erforderte unsere vollste Konzentration. An Rofanturm und Roßköpfl vorbei gelangten wir zur Marchalm (1880 m), wo wir unterm Vordach eine verdiente Brotzeit machten. Übers Marchgatterl (1920 m) und die Zireinalm (1700 m) stiegen wir – immer noch vom Regen begleitet – weiter ab, zu unserem Tagesziel, der Bayreuther Hütte (1576 m).

Diese überraschte uns mit einem großen Trockenraum und einem großzügigen Lager mit vielen Haken zum Aufhängen von Klamotten und sogar Tischen zur Ablage.

Den Spruch in der Gaststube „Bier macht lustig, weise der Wein, drum trinke beides, um beides zu sein“ befolgten wir natürlich gerne und lauschten nebenher willig Friedberts Unterweisung in Kartenkunde. Danach gab es eine Schnapsrunde, gespendet von Andreas Weiß, als Wiedergutmachung für seine Abmeldung von der Tour. Dabei erfuhren wir auch, dass der Wirt aus Starzach stammt und in Rottenburg einen Onkel hat. So klein ist die Welt!

Sonntag: Ein erster Blick aus dem Fenster – Sonnenschein und nur im Tal noch Nebel – das ließ uns das Lager doch gerne verlassen. Heute sollte unser Gipfeltag sein. Friedbert hatte auf Anraten des Wirtes vom Gasthaus Rofan die Samstags- und Sonntagstour vertauscht, da heute besseres Wetter sein sollte. Das war denn auch die richtige Entscheidung, denn heute brauchte man Sonnencreme, -brille und -hut.

Kurz nach Abmarsch von der Hütte gab es nochmals eine kleine Übung in Kartenkunde, dieses Mal im Gelände. Wie sieht diese kleine Felswand wohl auf der Karte aus? Wie verlaufen die Höhenlinien?

Wir stiegen weiter, jeder in seinem Tempo, und kurz darauf kam unser erster Gipfel, das Vordere Sonnwendjoch (2224 m) in Sicht und wir konnten überlegen: Gehen wir entlang der Höhenlinien oder schneiden wir sie?

Dann wurde unsere Aufmerksamkeit aber auf die immer mehr ins Blickfeld kommenden Gipfel und Gebirgszüge rundum gelenkt. Oben auf dem Gipfel des Vorderen Sonnwendjochs  beeindruckte die fantastische Rundumsicht auf Karwendel, Zillerttal und Zillertaler Alpen, Hohe Tauern mit Großvenediger und Großglockner, den Wilden und den Zahmen Kaiser, und, sozusagen zu Füßen, das Inntal.

Unser nächstes Gipfelziel: der Sagzahn (2228 m). Auf dem Weg dorthin konnten wir eine große Herde Gämsen beobachten, wie sie von der einen Talseite über den Grat auf die andere Seite wechselten. Über senkrechte Felsformationen  und Schrofen kletterten sie in halsbrecherischer und doch müheloser Manier ins Tal. „Gams müsste man sein“, dachte ich, dann hätte ich den nun versicherten Steig vom Sägzahn herab schneller bewältigt.

Aber was ist das denn? Der nächste Gipfel, die Rofanspitze (2259 m), war von einer Menschenmenge belagert und lockte mit den Klängen einer Blaskapelle. „Die spielen doch die Schubertmesse“, dachte ich, also muss da wohl eine Bergmesse sein. Und so näherten wir uns, von der Musik beflügelt, der Rofanspitze, das letzte Stück noch zu den Klängen einer Alphorngruppe.

Oben auf dem Gipfel hatte sich die Menschenmenge inzwischen wieder verlaufen, sodass wir auch hier noch einmal das beeindruckende Panorama und unser Vesper genießen konnten.

Dann stand der Weg zur Erfurter Hütte an. Friedbert und Günther, die zwei Unentwegten, entschieden sich, den oberen Weg zu nehmen. Sie querten unterm Roßkopf durch, bestiegen die Seekarlspitze (2261 m) und das Spieljoch (2236 m) und stiegen am Gschöllkopf vorbei zur Erfurter Hütte ab. Wir anderen gingen es bequemer an und wählten den direkten Weg über Grubascharte (2102 m) und Grubasteig zur Erfurter Hütte. Gestern waren wir den Weg bei Regen in die andere Richtung gegangen, heute jedoch war herrliches Spätsommerwetter und, da es Sonntag war, hatten wir viel Gegenverkehr mit Kind, Hund und Mann/Frau.

Beim Gasthaus Rofan neben der Erfurter Hütte waren wir schließlich alle wieder vereint – ohne Verluste oder Verletzungen. Der Kreis hatte sich geschlossen und bei Kaffee und Kuchen ließen wir die Tour noch einmal Revue passieren, ehe wir mit der Rofan-Seilbahn hinunter nach Maurach fuhren. Von dort traten wir die Heimfahrt an, unsere Mannschaft wie gesagt, im Opel statt im Ford.

Unser Dank gilt Friedbert für die ausgezeichnete Organisation und Leitung der Tour.

Nun weiß auch ich, wo das Rofan liegt, denn ich war ja jetzt dort!


Termin: 14.09.2018 – 16.09.2018
Führung: Friedbert Widmann
TeilnehmerInnen: Adelinde, Dagmar, Günther, Michael, Moni, Peter, Robert, Thomas
Bericht: Monika Eger