Der Sage um das Vreneli auf der Spur

Hochtour aufs Vrenelisgärtli

Am letzten Juliwochenende machten sich Basti, Volker, Friedhelm, Uwe, Chrisse, Christian und Tommy auf den Weg ins Glarnerland.Punktlich zum Aufbruch vom Parkplatz bei Klöntal-Plätz begann es zu regnen. 2 Stunden ging es über gut begehbare Forstwege bergan bevor wir auf der Kaesernalp auf 1272 m eine kleine Pause einlegten. Von hier aus ging es über sanft mäandernde Staige, vorbei an vier Wasserfällen, die sich von drei Seiten des Talschlusses tosend in die Tiefe stürzten. Der unablässig auf die Kapuzen trommelnde und in die Kragen rinnende Regen, ließ die anfangs noch heiteren Gespräche peu à peu verstummen und sorgte für eine Stimmung wie in einem Leichenzug. Lustbefreit ging es bergan, ungläubig bestaunt von schwarz glänzenden Salamandern, die im Gegensatz zur rotbesockten Krone der Schöpfung, sichtlich Freude am himmlischen Nass hatten. Einzig die Monologe der mitgereisten Lehrerschaft und die fachkundigen Erklärungen der heimischen Fauna durch unseren Bergfex Friedbert unterbrachen das fast schon meditativ anmutende Steigen. Nach ca. 1 Stunde ragte plötzlich, hoch oben, einem Schloss gleich, auf einem Felsen thronend unser Ziel aus den Nebelschwaden heraus: die 1993 m üNN gelegene Glärnischhütte, deren Wirtsleute uns mit einer heißen Suppe begrüßten. Beim anschließenden Trocknen der aufgeweichten Extremitäten und Ausrüstungsgegenstände, stellte Uwe fest, dass sich die Sohle seiner Wanderschuhe abgelöst hatte, was er aber im Handumdrehen mit einem Akkuschrauber und 12 Spax fachmännisch löste – MacGuyver wäre stolz auf ihn gewesen.

Beim Vier-Gänge-Abendessen wurde die Route für den nächsten Tag besprochen: Aufstieg auf den Gletscher, Aufstieg auf den Bächistock, über den Grat zum Vrenelisgärtli und über den Ruchen (Westflanke) und zurück über den Gletscher zurück zur Hütte. 3 Gipfel, ca. 1500 HM, ca. 6 Stunden. Der Wettercheck um 6 Uhr des folgenden Tages offenbarte zwar Nebel, aber immerhin kein Regen. Als wir nach ca. 1 Stunde Steigens oben an der Kante ankamen, riss die Nebeldecke auf und gab den Blick auf den sonnenüberfluteten Glärnischgletscher frei. Was ein Bergglück. In voller Montour nahmen wir die Überquerung des Glärnischfirn in Angriff. Da der erste Couloir, der uns auf den Bächistock führen sollte aus Sicherheitsgründen nicht begangen werden konnte, peilten wir das hintere und steilere Couloir an, das zum 2860 m hochgelegenen Schwandergrat führte. Nach einer Jause beschlossenen wir den Bächistock auszulassen und uns direkt dem Vrenelisgärtli zuzuwenden. Wir überstiegen den 2915 m hohen Glärnisch und gelangten über eine steile, brüchige Felspassage und einer weiteren Gletscherpassage auf den Verbindungsgrat zum Vrenelisgärtli, der uns mit einer grandiosen Rundumsicht belohnte. Die Sicht reichte gut 1000 m in die Tiefe, wo ein dichter Wolken-/Nebelteppich den 1000 m weiter unten liegenden Talgrund fast gar malerisch bedeckte. Nach einer finalen Kletterstelle im 2. Grad standen wir überglücklich am Gipfelkreuz des Vrenelisgärtli. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit mussten wir uns entscheiden, nun relativ zügig zum Ruchen zu queren oder in aller Ruhe die herrliche Aussicht zu genießen und die Glieder in der warmen Mittagssonne auszustrecken. Die Entscheidung fiel uns allen leicht. Nach einer ausgiebigen Pause ging es über den Glärnischfirnm, mit grandiosem Blick auf das Wolkenmeer, zurück zur Glärnischhütte, wo im dichten Nebel ein kühles Getränk und ein dampfendes Abendessen auf uns wartete.

Was den wackeren Helden in Kniebundhosen beim verregneten Aufstieg verwehrt blieb, war ihnen nun beim etwas mehr als zweistündigen Abstieg zurück zum Ausgangspunkt der Tour vergönnt. Bei herrlichstem Wetter wurde der Blick frei auf die hochaufragenden, umliegenden Bergstöcke, wie Pfannenstock, Bös Fulen, Silberen und Bächistock.

Auf der Heimfahrt sprangen die Helden dann noch spontan in die erfrischenden, glasklaren Fluten des Klöntalersees, zum großen Schrecken der Fische, die unter Wasser das sahen, was die im Vorbeifahren, munter hupenden Autofahrer nur erahnen konnten.

Eine wirkliche schöne Tour, die von allem etwas zu bieten hatte. Vielen Dank an den souverän führenden Tour-Guide Sebastian Mohr.

Und die Moral von der Geschicht: vergiss Deinen Akkuschrauber nicht!

Termin: 28. – 30. Juli 2019
Organisation: Basti
Bericht: Thommy F.