… unterwegs in einem unbekannten Paradies

Zum Start der Hochtouren-Saison 2022 hatte sich unser erfahrener Tourenleiter Hermann Elsenhans mal wieder eine ganz besondere Ecke der Alpen ausgesucht, die uns alle in jeder Beziehung begeistert hat: Abwechslungsreiche Touren, traumhaftes Panorama, tolle Hütte und auch der Wellness Aspekt kam nicht zu kurz. Aber der Reihe nach…

Nachdem leider 3 der 9 Teilnehmer abgesagt hatten, starteten wir leider nur zu sechst mit einem Teil-Auto in Rottenburg in Richtung Aostatal. Der Ausgangsort La Thuile liegt direkt südlich des Montblanc-Massivs, das für die nächsten Tagen die traumhafte Kulisse der Tour bilden sollte.
Entlang der spektakulären Rutor-Wasserfälle ging es 1.000 Höhenmeter hinauf zum Rifugio Deffeyes auf 2.500m. Eigentlich war die Hütte noch gar nicht geöffnet aber Herman hatte Sergio (den Hüttenwirt) überredet uns schon 2 Tage vor dem offiziellen Saisonstart zu beherbergen. Uns so bekamen wir auch mal einen Eindruck davon, wie die Vorbereitungen zu einer Hütteneröffnung ablaufen.

Gleich am ersten Tag starteten wir in aller Frühe zum höchsten Gipfel des Gebietes, der Testa del Rutor (3.486m). Eine „unschwierige“, aber sehr lange Tour, auf der auch unsere beiden Hochtouren-Neulinge Andreas und Ali richtig gut agierten. Ein Teil der Gruppe kraxelte dann auch noch auf den steilen Gipfelturm und erreichte damit wirklich den aller höchsten Punkt.
Die bereits enorm hohen Temperaturen machten den Abstieg über den schon recht weichen Schnee des Gletschers etwas mühsam. Aber wir trösteten uns damit, dass unsere Lieben in der Heimat bei 35° C “ums Überleben kämpften mussten”.
Nach einem erfrischenden Bad in einem der vielen wunderschönen Seen oberhalb der Hütte, ließen wir uns am Abend von Sergio und seinem Team verwöhnen. Der Heli hatte an diesem Tag alles Notwendige geliefert – auch die in Italien unverzichtbare, große Kaffeemaschine!

Wieder bei Traumwetter ging es am nächsten Tag auf den wunderschönen Grand Assaly (3.174m). David, ein Mechaniker aus Milano, der die Technik der Hütte auf Vordermann brachte, hatte sich uns spontan angeschlossen. Der Grand Assaly dominiert mit seinem markanten Doppelgipfel das Panorama der Hütte. Der Aufstieg war unglaublich abwechslungsreich. Zunächst umrundeten wird den Lago de Rutor mit prächtigem Blick zum Montblanc, bevor es dann über Blockgelände und durch ein Schneefeld in die Scharte unterhalb des Südgrates ging.

Ab hier waren noch ungefähr 150 Höhenmeter anstrengende Blockkletterei zu überwinden, bevor wir auf dem Gipfel das Panorama der Grayischen und Walliser Alpen und natürlich der Montblanc-Gruppe genießen konnten. Beim Abstieg gab es dann noch eine Drahtseil-Einlage über einen Wildbach und anschließend das exklusive Wellnessprogramm an den tollen Seen kurz vor der Hütte. “Another Day in paradise” – kann man da  nur sagen …

Da die Hütte inzwischen offziell geöffnet hatte, waren wir zwar nicht mehr alleine, wurden aber als „Stammgäste“ besonders zuvorkommend versorgt.
Aufgrund der langen Rückreise wollten wir am letzten Tag eigentlich nur noch eine kürzere Tour auf den Mont Monchelle (3.038m) angehen. Vom Passo Alto aus dauerte es allerdings einige Zeit, bis wir den richtigen Einstieg zum Südgrat gefunden hatten. Die Kletterei auf diesen einsamen und wenig besuchten Gipfel war dann doch länger und anspruchsvoller als gedacht, so dass wir erst gegen 13 Uhr wieder an der Hütte ankamen.

Nach einer letzten Stärkung und dem Abschied vom Hütten-Team waren dann noch 2 Stunden Abstieg ins Tal zu überwinden, bevor sich unsere müden Knochen auf der langen Heimfahrt regenerieren konnten. Wir waren müde, aber sehr dankbar für die vielen schönen Momente der letzten Tage in einer atemberaubenden Landschaft!

Danke an Hermann für die Auswahl des tollen Ziels und die gute Organisation, aber auch an unsere beiden jungen Teilnehmer, welche die endlosen Heldengeschichten der „älteren Herren“ am Abend tapfer ertragen haben.

Touren-Titel	Leichte Hochtouren im Aostatal
Touren-Nr.	BHT201
Datum / Zeitraum	16. – 19.06.2022
Koordinaten / Ausgangsort	La Thuile / Aosta
Tourenleiter	Hermann Elsenhans
Teilnehmer	Jochen Eberle, Hermann Elsenhans, Hans-Joachim Ostermoor,  Andreas Tiede, Bernd Wiedmann,  Ali Zaherinezhad
Bericht	Jochen Eberle