Sustenhorn & Vorder Tierberg

… inclusive Sightseeing auf Steinsee und Steingletscher

Unsere gemeinsame Anreise startete am Freitag gegen 6:30 Uhr in Horb am Mitfahrerparkplatz. Ohne Stau (selbst in Zürich) kamen wir nach 3,5 Stunden am landschaftlich wunderschönen Sustenpass an.

Aber nicht ohne vorher einem schnellen Stopp am Geldautomaten kurz vor der Passstraße einzulegen, um unsere Geldbeutel mit reichlich Franken zu füllen.

Schon bei der Anfahrt fiel uns allen sofort auf, dass der Steingletscher (im Vergleich zu den letzten Aufenthalten am Sustenpass vor einigen Jahren) stark und deutlich sichtbar um einige hundert Meter zurückgegangen war.

Kurz noch den hungrigen Maut-Automaten mit ausreichend Franken gefüttert, schon kamen wir gegen 10 Uhr am Parkplatz Umpol an und konnten uns für die Tour bereit machen. Da der Klettersteig in unmittelbarer Nähe des Parkplatzes beginnt, hieß dies für uns nun Klettergurt und Klettersteigset anlegen, Rucksack schultern und los geht´s.

Bei bewölktem Himmel und angenehmen Temperaturen kamen wir im Klettersteig gut voran. Deshalb entschieden wir uns an einer Abzweigung für die anspruchsvollere Variante mit einer „C-Schlüsselstelle“. Auch diese ließ sich trotz ordentlich Gepäck auf dem Rücken gut meistern. Und nachdem auch der zweite Teil des Klettersteiges und insgesamt 670 HM bewältigt war, kamen wir an der schönen Tierbergli-Hütte an.

Zunächst wurde noch unsere Ausrüstung im Materialraum verstaut und unsere Betten bezogen. Danach konnten wir den restlichen Nachmittag noch gemütlich in der Sonne vor der Hütte verbringen. Die Hüttenbetreiber halten unmittelbar bei der Hütte einige Hühner. Ein besonders neugieriges Huhn, welches immer wieder aus dem Stall entfliehen konnte und den Besuchern der Hütte Gesellschaft leistete, warf bei uns die Frage auf, was denn mit einem Hühnerei passiert, welches auf knapp 2.800 m gelegt wird und danach ins Tal gebracht wird? Eine Frage, die wir leider bis heute immer noch nicht herausfinden konnten…

Wer eine Erklärung hat, darf uns diese gerne per Email an tourenberichte@alpenverein-rottenburg.de mitteilen. (Anmerkung der Redaktion)

Überpünktlich saßen wir dann erwartungsvoll am Tisch für`s Abendessen. So hatten selbst die französischen Tischnachbarn schnell verstanden, dass wir sehr hungrig waren und auf die Pünktlichkeit der Schweizer auch beim Abendessen hofften. Zum Glück fiel uns ein Stück Reepschnur in die Hände, an dem wir bis zum Ertönen der Essensklingel noch unsere Knotenkenntnisse auffrischen konnten.

Vom Hüttenpersonal sehr freundlich angekündigt, startete  das sehr leckere 4 Gänge Menü bestehend aus Gemüsesuppe, Salat, Kartoffel-Gemüse-Auflauf mit Fleischkäse (oder wahlweise mit Gemüseschnitzel) und Schokokuchen. Satt und voller Vorfreude auf die Hochtour am nächsten Tag, machten wir es uns abschließend in unseren 2er-Kojen im 18-Bett-Zimmer gemütlich. Vorsorglich rüsteten wir uns mit Oropax gegen weniger rücksichtvolle Zimmergenossen und Schnarcher.

Am nächsten Morgen klingelte um kurz vor 6 Uhr rechtzeitig zum Sonnenaufgang der Wecker. Glücklicherweise hatte ein Großteil unserer Mitbewohner bereits einen früheren Start gewählt, sodass wir den Frühstücksraum fast für uns allein hatten.

Die Tour zum Sustenhorn startete mit ein paar Metern Abstieg von der Hütte zum Gletscherrand, wo wir Steigeisen, Gurt und Seil anlegten und den gut sichtbaren Spuren der vorangegangenen Karawanen in Richtung Gipfel folgten. Auf unserem Weg überquerten wir einige Gletscherspalten, mal mit einem großen Schritt, mal mit einem kleinen Sprung und durchkreuzten auch zügig einen offensichtlich steinschlaggefährdeten Hang.

Bevor wir die letzten Meter zum Gipfel kraxeln mussten, galt es noch eine etwas steilere Eisflanke zu bewältigen. Welche übrigens zu unserer Verwunderung im Abstieg von anderen Gruppen teilweise nur mit Teleskopstöcken überquert wurde. Nach 760 HM im Aufstieg waren wir am Gipfel angekommen und konnten so den tollen Ausblick und unser Vesperbrot genießen. Die gute Sicht auf die vielen umliegenden Gipfel weckte Erinnerungen an vergangene und Wünsche für zukünftige Touren.

Der Aufstiegsspur auch abwärts wieder folgend, erreichten wir nach ungefähr 5 Stunden insgesamt wieder die Hütte, nachdem wir auf dem letzten Stück ein großes Feld „Crushed-Ice“ mit vielen kleinen Bächen überqueren mussten, welches am Morgen noch schön gefroren war. Spätestens hier wurde deutlich, dass die Temperaturen für diese Höhe und Jahreszeit doch viel zu warm und alles andere als ideal für Hochtouren waren. Bei bestem Kaiserwetter konnten wir den restlichen Nachmittag vor der Hütte sitzen, Hirschburger vom Hüttengrill genießen, Yatzi (mit fragwürdig geänderten Kniffel-Regeln) spielen und uns auf das nächste 4 Gänge Menü am Abend freuen. Die bis dato nicht allen bekannten Älpler Makkaroni kamen sehr gut an!

Am nächsten Morgen war nach Aufstehen um 6 Uhr mit Sonnenaufgang und Frühstück der kurze Aufstieg (280 HM) zum Vorderen Tierberg vorgesehen, bevor es danach auf insgesamt 970 TM wieder ins Tal ging. Wir waren etwas überrascht, als wir eine andere DAV-Gruppe, welche bereits um 4 Uhr aufgestanden war, am Gipfel einholten. Dann hatten wir aber recht schnell den Gipfel für uns alleine und konnten den Blick auf die Tierbergli-Hütte und die Route vom Vortag nochmals genießen.

Recht bald ging es dann zum Zwischenstopp zurück zur Hütte und dann mit vollgepacktem Rucksack über den Normalweg ins Tal. Dort kamen uns viele Wanderer entgegen und auch so mancher Vierbeiner; was die Frage aufwarf, wie die kurzen Beinchen alle diese Felsstufen zur Hütte meistern sollen?

Zufrieden, aber k.o. kamen wir wieder am Wanderparkplatz an und starteten unsere erneut staufreie Rückfahrt nach Horb. Lediglich ein kurzer Sightseeing- Stopp unmittelbar vor dem Sustenpass mit einem grandiosen Blick auf den Steinsee und den Steingletscher (unser Revier der letzten beiden Tage) musst sein.

Tourentitel Sustenhorn & Vorder Tierberg.
Tour-Nr. BHT203
Zeitraum 15. – 17. Juli 2022
Startort Umpol (am Sustenhorn)
Touren-Leitung Caroline Nieder
Teilnehmer*innen Caroline, Felix, Markus, Nina
Bericht Felix