Auf Tour rund um den Lyskamm …

… und wieder mal im Wallis …

Der Lyskamm (4.533m) stand im Zentrum dieser schönen Rundtour. Er wurde zwar nicht bestiegen, aber am Ende waren wir sogar noch etwas höher.

Unter der routinierten Leitung des ersten Vorsitzenden unserer Sektion Rottenburg, Sebastian Mohr, starteten wir zu siebt am Schweizer Nationalfeiertag (1. August) in Richtung Zermatt. Das Durchschnittsalter der Akteure dürfte ziemlich genau dem Alter unserer Sektion entsprochen haben, die in diesem Jahr ihr 50. Jubiläum feiert.

Neben den älteren Alpin-Rockern Hermann, Bernd, Hajo und Jochen, waren Thomas und unser junger Seilträger Marius mit von der Partie. Gleich zu Beginn sei verraten, dass der Lyskamm nicht bestiegen, sondern nur umrundet wurde. Was aber der Schönheit dieser Tour und der Intensität der Erlebnisse keinen Abbruch tat.

Hinauf ging es zunächst ganz touristisch mit der Seilbahn aufs Kleine Matterhorn (3.883m). Von dort querten wir über den Breithornpass auf die Südseite des Walliser Hauptkamms. Auf die Besteigung des Gipfels des Breithorns mussten wir aus Zeitgründen jedoch leider verzichten.

Eine gute Entscheidung, denn die teils spaltenreiche Traverse zum Rifugio Guide d´Ayas (3.465m) zog sich doch in die Länge. Als wir dort gegen 18 Uhr endlich ankamen, hatten wir inklusive Anreise einen zwölf Stunden Tag absolviert.

Wie ein Raumschiff thront die Hütte über dem einsamen Val d´Ayas, einem der vielen nördlichen Seitentäler des Aostatals. Wie in Italien üblich, wurden wir dort sehr gut verpflegt und konnten uns langsam an die Höhe gewöhnen. Dazu diente auch die Tour am nächsten Tag auf den Pollux (4.089m).

Eine nette Kombination aus etwas Gletscherhatsch, leichter Felskletterei und Firngrat, führte uns auf den aussichtsreichen Gipfel. Leider hatte sich die Jugend auf der Anreise mit verdorbenen Lebensmitteln leicht vergiftet und musste diesen Tag auf der Hütte regenerieren. Die anderen Akteure genossen den sonnigen Nachmittag vor der Hütte mit Kaffee und Kuchen sowie den bekannten und auch im Hochgebirge empfohlenen, hopfenbasierten Getränken.

Aus der Heimat erreichten uns Nachrichten von Starkregen. Und auch in den östlichen Alpen herrschten teilweise katastrophale Wetterverhältnisse. Wieder einmal zeigte sich eindrucksvoll, die klimatische “Gunstlage” der Zentralalpen zwischen Aosta- und Rho-netal.

Am Folgetag wurde dann der Castor (4.225m) überschritten. Auf den letzten, extrem ausgesetzten Metern vor dem Gipfel, verankerte Sebastian ein Fixseil, für das auch eine nachfolgende Dreierseilschaft sehr dankbar war. Bei teils stürmischem Wind erreichten wir das Felikjoch und von dort aus zügig das Rifugio Quintino Sella (3.585m). Auch diese Hütte liegt eindrucksvoll und aussichtsreich direkt am Felikgletscher.

Die Wettervorhersage für den Folgetag machte klar, dass die geplante Überschreitung des Lyskamm nicht realistisch war. Da Thomas Magenprobleme hatte, beschlossen wir uns für einen Tag aufzuteilen. Jochen und Thomas stiegen ins Val Gressoney ab und er-reichten von dort – mittels Seilbahn zur Punta Indren und kurzem Aufstieg – die Gnifettihütte (3.625m). Die übrigen Akteure querten unter dem Lyskamm zum Naso und erreichten zeitgleich die berühmte Unterkunft auf der Südseite des Monte Rosa.

Die beeindruckende Lage der Hütte auf einer Felsrippe und die professionelle Versorgung von 160 hungrigen Alpinisten bleiben in Erinnerung. Eigentlich sollte die Tour am nächsten Tag enden, aber Sebastian hatte als Ersatz für den Lyskamm noch eine Übernachtung auf der Cabanna Margeritha (4.559m), der höchsten Hütte Europas organisiert.

Schneefall am Vorabend und Sturm am Morgen, ließen uns jedoch etwas skeptisch den Weg Richtung Lysjoch einschlagen. Auf der Nordseite legte sich dann aber der Wind und bei bestem Wetter erreichten wir schon kurz nach 10 Uhr die Hütte auf dem Gipfel der Signalkuppe (4.554m). Teile der Gruppe bestiegen im Anschluss noch die nahegelegene Zumsteinspitze (4,563m), die anderen genossen diesen einmaligen Logenplatz. – Denn, wann kann man schon mal auf das Matterhorn hinunter blicken?

Aufgrund der unsicheren Wettervorhersage blieben nur wenige Seilschaften auf der Hütte. Die meisten stiegen wieder nach Süden ab, sodass wir in eher kleiner Runde diesen exklusiven Ort genießen konnten. Zeitgleich feierten unsere Freunde auf der Weilerburg das 50. Jubiläum der Sektion.

In Gedanken waren wir dabei. Und vielleicht ist es ja ein gutes Zeichen für die Zukunft und Aktivität unserer Sektion, dass einige von uns an diesem Tag dem Himmel so nah sein durften. Der Aufbruch am Morgen bei Sturm war extrem kalt und der lange Abstieg über den spaltigen Grenzgletscher machte uns etwas Sorgen. Glücklicherweise ließ der Wind aber bald nach und die gute Spur durch die wilde Eiswelt zwischen Lyskamm und Monte Rosa führte uns schneller und problemloser als gedacht über den Gletscher.

Ohne Spaltenkontakt erreichten wir schon kurz nach 9 Uhr die Monte Rosa Hütte und konnten uns dort stärken. Sehr lange, aber mit beeindruckender Aussicht auf die Walliser Bergwelt zog sich der Weg über den und entlang des Gornergletschers zur Station Rotenboden der Gornergratbahn.

Danke an Sebastian für die tolle Organisation und Führung! Die landschaftlichen Eindrücke und Erlebnisse dieser Tage werden uns allen in Erinnerung bleiben und das zählt mehr als jeder Gipfel.

Tour / Veranstaltung Lyskamm/Wallis
Tour-Nr. BHT 307
Datum / Zeitraum 01. – 06. August 2023
Tourenleiter Sebastian Mohr
Teilnehmer_innen Joachim Eberle, Hermann Elsenhans, Thomas Falkenberg, Hans-Joachim Ostermoor, Marius Straub, Bernd Widmann
Bericht Joachim Eberle
Koordinaten/Ausgangsort Zermatt