Skitouren in den östlichen Berner Alpen

oder 4 Männer bei den Gauli Hexen – verflixt und zugenäht!

Am frühen Donnerstag starteten wir, Hubi, Siggi, Kurt und Benny zu herausragenden Skigipfel zwischen Bächlitalhütte, Gaulihütte und Rosenlaui – naja fast alle. Manch einer hatte sechs Uhr morgens mit sechs Uhr abends verwechselt – das kann ja schon mal vorkommen;-). Da unser Zeitmanagement für den ersten Tag recht komfortabel ausgelegt war und Gipfeli nicht kalt werden, war dies nicht weiter tragisch – aber es sollte nur der Anfang sein.

Frohen Mutes erreichten wir über den Brünig Pass und Meiringen unsere Zieldestination Rosenlaui und parkierten dort ein Auto, so dass wir am letzten Tag der Tour mit diesem zum Ausgangsort Handegg retour fahren konnten. Bei herrlichem Sonnenschein und demzufolge tiefen Schnee stiegen wir mit schwerem Gepäck für 4 Tage Skihochtouren in Richtung Bächlitalhütte auf. Erna, die Hüttenwirtin, empfing uns als einzigste Gäste an diesem Abend, weil das Wetter für die nächsten Tage etwas durch-wachsen sein sollte, dafür hatten wir im Lager Platz in Hülle und Fülle

Der nächste Morgen sah nicht besonders verheißungsvoll aus dichter Schneefall, geringe Sicht und nicht durch-gefroren – ab ins Bett und nochmals aufs Ohr. Doch das Nickerchen währte nur kurz, Hubi entschloss sich trotz widriger Bedingungen los zu gehen, schließlich galt es heute über die Obere Bächlilicken ins Gauligebiet zu wechseln. Nach 4h Stunden Stochern im White out und mächtig Neuschnee gelangten wir dank Hubi´s Gespür tatsächlich in die Bächlilicken, aber was tun? Es lagen zwar Ketten für den Abstieg bereit, aber wohin führten die? Die Sicht war gleich null, null komma null –  also harrten wir eine Stunde lang bei widrigsten Bedingungen in der Licken aus. Aber das Warten sollte sich wider Erwarten lohnen, plötzlich riss der Himmel auf und die Sonne (!) schien uns die Abfahrt über den Hindertelltigletscher bei herrlichem, unverspurten Powder hinab zum Gauligletschersee. Nun war es sonnig und warm – ständige Neuschneerutsche unterstrichen die phantastische Kulisse. Wir fellten wieder an und stiegen über den zugefrorenen See zur Gaulihütte auf, wo uns die Gauliwibli Susanne & Anise nach einem anstrengenden Tag bereits erwarteten – waren wir doch die ersten Gäste seit 3 Tagen.

Skitouren könnte in dieser phänomenalen Landschaft so schön sein, wenn da nicht das liebe Leid mit dem Wetter wäre. Wir hatten uns heute entschlossen, den Hüttengipfel Hangendgletscherhorn 3292m zu machen. Doch die Sicht war sagen wir mal suboptimal – über anfängliche Rinnen und später kupiertes Gelände gelangten wir auf einen Bergrücken und warteten abermals bis wir sehen konnten, wo es weiter geht. Kurz unterhalb des Gipfels gilt es einen 40° steilen Aufschwung zu meistern, der uns jedoch zu instabil war, so dass wir umkehrten. Die Abfahrt war schnee-technisch leider sehr durchwachsen: oben schwerer Schnee, im Mittelteil teilweise Bruchharsch und ganz unten eine Sicht zum Heulen. Wir hangelten uns der Aufstiegsspur entlang zur Hütte

Aber wie heißt es so schön, Glück haben die Tüchtigen. Der Ankenbälli 3601 Hm entschädigte uns für viele Entbehrungen der letzten Tage. Heute war Kaiserwetter und Topbedingungen – Yippie. Über einen kurzen Gegenanstieg, das Chammli, gelangte man auf den imposanten Gauligletscher. In gleichbleibender Steilheit von 20-25° ging es bis zum Gipfel empor, aber die Niederschläge der letzten Tage forderten ihren Tribut – Hubi durfte alles spuren 1600 Hm– Chapeau! Die Aussicht war ungewohnt frei aber grandios und die Abfahrt war super zu fahren. Zunächst wind-gepresster Pulver, weiter unten dann immer schwerer werdender Schnee – super zu fahren, aber anstrengend. Rechtzeitig zum Kaffee waren wieder bei den Gaulihexen.

Unser Abschlusstag sollte es in sich haben: Aufstieg zum Ränfenhorn 3259 Hm und dann hinab über den wild zerschrundeten Rosenlauigletscher zum parkierten Auto. Zu uns gesellte sich Anise, die der Einsamkeit entfliehen wollte und mit uns ins Tal abfuhr. Nach einer klaren Nacht gings um 6h bei Kaiserwetter los, wiederum übers Chämmli und über den flachen Gletscher gen Ränfenhorn.

Über eine steiler Flanke erreichten wir dank griffiger Bedingungen recht zügig den Gipfel, auf welchem wir nur eine kurze Gipfelrast machten, denn Zirren am Himmel mahnten uns zur Vorsicht vor dem anstehenden Wetterumschlag, denn wie heißt es in der Meteorologie „Bei Frauen und Zirren kann man sich irren“ !

Zunächst ging es über ein flaches Gletscherplateau in Richtung Ränfenjoch, bis der Rosenlauigletscher immer steiler werdend abbricht. Bei bestem Bruchharsch hang-elten wir uns an den gewaltigen Gletscherbrüchen vorbei gen Dossenbiwak. Im Mittelteil freuten wir uns kurz über etwas Firn, bevor es noch eine sehr steile Rinne abzurutschen galt. Die Bedingungen waren gut, kein Blankeis und nur eine halbe Stunde Skitragen, bis wir zur Gletscherschlucht gelangten. Angekommen am Auto, freuten wir uns zu früh, denn der Schlüssel lag intelligenterweise im anderen Auto – verflixt und zugenäht! Zum Glück hatte Anise ihr Auto unten im Tal abgestellt, so dass Kurt von Anise zum Ausgangsort fahren wurde und wir uns einen schönen Nachmittag am Hotel Rosenlaui machten.

Dank Hubi´s gutem Gespür durften wir 5 spannende Tage in diesem tollen Skitourengebiet erleben, in dem es noch so viele tolle Touren für die nächsten Jahre gibt!

Autor:  Benny Weiss

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