Kaiserstuhl und Taubergießen

Wanderung auf dem Vulkan und Bootsfahrt über den badischen Amazonas

Neun Leute war wir, Marlies, Dorothea, Dietrich, Josef, Wolfgang, Eberhard, Norbert, Thomas und ich, die am Samstagmorgen von Rottenburg aufbrachen, um den Kaiserstuhl zu durchwandern.

Es regnete, der Wetterbericht hatte erst für den nächsten Tag schöneres Wetter prophezeit. Aber vielleicht hatten wir ja Glück, der Kaiserstuhl gilt doch in der Regel als sonnenverwöhnt.

Storch in Endingen am Kaiserstuhl

Über Freudenstadt ging es ins Rheintal und dann auf die Autobahn bis Riegel. Gut, wir hätten auch über Donaueschingen und Freiburg fahren können, sind wir aber nicht. So kam es denn, daß ca. 1 km vor unserer Autobahnabfahrt der Verkehr stockte und wir im Stau standen. Nichts ging mehr. Mein Plan für den Tag geriet in Gefahr. Nach ziemlich genau drei Stunden gings weiter; aber es war klar: das geplante Pensum war nicht mehr zu schaffen. Sehr ärgerlich!

Endlich am Ausgangspunkt in Endingen angekommen, wurde dafür das Wetter besser, es regnete nicht mehr, zeitweise ließ sich die Sonne sogar sehen. Also sind wir losmarschiert. Erst mal gings hoch auf die bewaldeten Höhen des Kaiserstuhls, die wir an der Katharinen-Kapelle erreichten. Zeit für die erste Rast, die wir aber nicht zu lange ausdehnen konnten, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Es ging weiter über die Magerwiesen, vorbei am Badberg, mit wunderbaren Blicken auf die kleinen malerischen Weinorte des Kaiserstuhl, Schelingen, Alt-Vogtsberg und Oberbergen. Der Weg führte am Rand eines Eichenwaldes entlang und was wir hier zu sehen bekamen, mutete schon recht erschreckend an: Maikäfer, in großen Scharen. Sie schwirrten durch die Luft, viele lagen bereits tot am Boden, die meisten aber saßen auf dem Laub der Eichen und fraßen die Äste kahl.

Unser Tagesziel, Ihringen am Südrand des Kaiserstuhls, war nicht mehr zu erreichen. Wir mußten uns entschließen, an einer geeigneten Stelle des Weges die Wanderung abzubrechen, um aus einer der Ortschaften am östlichen Rande des Kaiserstuhls mit der Ringbahn wieder nach Endingen zu gelangen. So führte uns der Weg also nach Besteigung des Eichelspitzturmes außerplanmäßig durch die Weinberge nach Bötzingen zum Bahnhof. Wieder in Endingen angelangt, blieb noch Zeit für eine lohnende Besichtigung des schönen mittelalterlichen Städtchens.

Abendessen und Übernachtung waren reserviert im Landgasthaus Rebstock in Bottingen. Dort angekommen, reichte die Zeit noch für ein erfrischendes Bierchen im Biergarten, bevor Familie Gehring uns ein vorzügliches Abendmenü auftischte. Und dort ließen wir den Tag dann auch gemütlich ausklingen.

Nach einem herzhaften Frühstück setzten wir die Fahrt dann bei herrlichem Frühlingswetter wieder fort nach Kappel-Gräfenhausen bei Rust. Wir parkten unsere Autos außerhalb des Ortes auf einem Waldparkplatz, um von hier eine Wanderung zu starten, die uns zu unserer Bootsfahrt durch den Taubergießen führen sollte.

Das Naturschutzgebiet Taubergießen ist eines der letzten Paradiese in Deutschland und eines der größten Naturschutzgebiete von Baden-Württemberg. Die Landschaft besteht aus urwaldähnlichen Auenwäldern aus Eichen, Ulmen, Silberweiden und Silberpappeln und östlich davon einer lieblichen Wiesen-, Hecken- und Wasserlandschaft, deren Flußläufe jedoch keine Verbindung mehr zum Rhein haben.

Nach Überquerung der Gifizbrücke, wo wir am Ende der Bootsfahrt wieder ankommen sollten, erreichten wir bald einen Damm, der bei der Rheinbegradigung zum Hochwasserschutz angelegt wurde. Auf diesem Damm, dessen Krone und Flanken mit schönen Gräsern und Blumen bewachsen war, führte uns die Wanderung durch die Altrhein-Auen bis hin zur Fähranlegestelle hinüber nach Rhinau in Frankreich. Von hier aus wanderten wir vorbei an orchideen-reichen Wiesen über den Schmetterlingsweg, den Kormoranweg und den Orchideenweg bis hin zur Zuckerbrücke in Sichtweite des Freizeitparks in Rust.

Nach kurzer Rast erschien dann unser Bootsführer Herr Grüninger, mit dem wir hier an der Zuckerbrücke verabredet waren. Er nahm uns auf in seinem Stocherkahn und dann begann die abenteuerliche Bootsfahrt über die Blinde Elz durch das Naturschutzgebiet des Taubergießen. Die nächsten zwei Stunden waren begleitet von einer paradiesischen Ruhe, einer einzigartigen Landschaft mit seltenen Tier- und Pflanzenarten, in der selbst Eisvogel und Pirol heimisch sind. Herr Grüninger hatte an diesem Tag allerbeste Laune und so sorgte er mit fachkundigen Erklärungen über die Geschichte des Taubergießens sowie mit amüsanten Geschichten und Anekdoten für eine lustige Bootsfahrt.

Nach zwei kurzweiligen Stunden erreichten wir schließlich wieder die Gifizbrücke, von wo ein kurzer Fußmarsch uns zu unseren Autos zurückbrachte. Zur Rückfahrt nach Rottenburg verzichteten wir diesmal auf die Autobahn, statt dessen fuhren wir quer durch den Schwarzwald nach Hause, mit Straßencafé-Einkehr in Zell am Harmersbach. So ist schließlich unser Ausflug trotz staubedingter Hindernisse doch noch zu einem unvergeßlichen Erlebnis geworden.

Termin: 12.05.2012 – 13.05.2012

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