Kaiserwetter und kaiserliche 4.000er oder „Wenn Engel reisen …“
Nach dem doch sehr durchwachsenen Sommer mit vielen Unwettern – auch im Wallis – waren die Fragezeichen sehr groß, was das Wetter für die Tour anging. Umso größer war die Freude bei allen, dass wir bei sommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein von unserem Treffpunkt an der Täschalp starten durften und die Vorhersage für die kommenden fünf Tage bestens war. Eigentlich wollten wir in Täsch starten und den Übergang von der Täschhütte zur Domhütte über den Europaweg gehen. Leider war dieser Weg wegen Steinschlag gesperrt.
Nachdem alle an der Täschalp angekommen und mit langen Hosen ausgerüstet waren, kontrollierte zur Vorsicht nochmals jeder seine Ausrüstung, bevor wir uns gemeinsam auf den kurzen und mit jeder Menge Edelweiß bestückten Weg zur Täschhütte aufmachten. Sobald wir unser schönes Zimmer bezogen hatten, machten sich ein paar noch auf, um das erste Stück des Weges der morgigen Tour zu erkunden. Der Rest genoss Sonne und Aussicht auf der Terrasse. Da für 3 Uhr das Aufstehen angesagt war, ging es zeitig ins Bett. Zuvor konnten wir jedoch das leckere Abendessen genießen. Danach folgte ein letzter Routencheck und im Anschluss ein paar heitere Spielerunden.
Nach dem Frühstück ging es in der Dunkelheit kurz vor 4 Uhr los in Richtung Alphubel Gletscher. Da wir nicht allein unterwegs waren, blitzten in der Dunkelheit immer wieder Lichter auf. Auch an den umliegenden Bergen waren immer wieder Lichter von Frühaufstehern zu sehen. Am Gletscher angekommen wurden die Steigeisen angelegt und die beiden Seilschaften formierten sich.
So langsam fing es nun auch an zu dämmern und die Umrisse der gigantischen Bergwelt um uns herum nahm Formen an. Wir durften herrliche Blicke auf das Matterhorn und Weisshorn genießen.
Auf dem recht spaltenreichen Alphubel Gletscher war Vorsicht geboten und so manche breite Spalte stellte die erste Herausforderung bei der Überquerung dar. Nach einer kurzen Felspassage ging es nun steiler über den Gletscher in Richtung Alphubel Joch hinauf und der Sonne entgegen. Herrliche Blicke in Richtung Saasertal und Berner Oberland taten sich am Joch auf. Kein Wölkchen am Himmel und klare Sicht, es hätte besser nicht sein können. Vom Alphubel Joch aus ging es über den Normalweg zuerst mäßig und dann immer steiler ansteigend weiter in Richtung Gipfelplateau. Hier galt es noch, die eine oder andere beeindru-ckende Spalte zu überqueren.
Am Gipfelplateau oder wie man auch sagt „dem riesigen Tanzplatz zwischen Himmel und Erde“ angekommen, tat sich ein beeindruckendes Panorama vor uns auf. Die höchsten Berge der Schweizer Alpen lagen uns praktisch zu Füßen. Ein unvergesslicher Anblick. Matterhorn, Monte Rosa, Montblanc, Dent Blanche, Breithorn, Weissmies um nur einige zu nennen. Nach einer Pause ging es auf demselben Weg wieder zurück zur Täschhütte. Am Ende des Gletschers ließen es sich zwei Mutige nicht nehmen, ein kurzes Bad im kalten Gletscherwasser zu “genießen”, bevor es an den restlichen Abstieg ging. An der Täschhütte war dann klar, dass wir morgen nur noch zu siebt auf die Domhütte gehen werden. Verletzungsbedingt musste Hajo leider abbrechen.
Am nächsten Tag standen der Abstieg von der Täschhütte und Aufstieg zur Domhütte an. Nach dem “Aus-schlafen” und einem leckeren Frühstück ging es wieder bei bestem Wetter zur Täschalp und von dort mit den Autos nach Randa. Von Randa aus starteten wir zuerst in Richtung der laut Gemeinde Randa “längsten Fußgängerbrücke der Alpen” die “Charles Kuonen Hängebrücke” mit 494 m Länge und einer maximalen Höhe von 85 m. Beeindruckend und zum Teil recht wackelig war die Passage allemal, ganz egal ob es nun die längste Hängebrücke ist oder nicht.
Da wir gut in der Zeit lagen, machten wir noch einen Abstecher zur Europahütte. Nach einer kleinen Pause ging es noch ein kurzes Stück auf normalen Wegen weiter, bevor wir an den markierten Einstieg zu den hoch oben sichtbaren Schrofen- und Felsriegeln kamen. Ab hier wurde der Weg steiler und war stellenweise mit Seilversicherungen versehen. Nach der letzten Seilversicherung ging es noch ein kurzes Stück über Blockwerk, bevor wir die Domhütte erreichten.
Die Domhütte ist wunderschön gelegen. Man überblickt von hier das Mattertal mit seinen Bergriesen und sieht sogar bis zum Balmhorn im Berner Oberland. Nachdem wir unser Lager – das wir zumindest in der ersten Nacht für uns alleine hatten – bezogen hatten, sich jeder eine kalte Dusche gegönnt hatte und wir uns das Abendessen haben schmecken lassen, ging es schon bald wieder ins Bett. Alle waren gespannt und voller Vorfreude auf den nächsten Tag. Die Wetterprognosen war bestens – somit stand einem wundervollen Bergtag nicht entgegen.
Um drei Uhr war wieder Aufstehen angesagt. Nachdem dem Frühstück, um kurz vor vier Uhr machten wir uns in der Dunkelheit auf den Weg. Zunächst ging es steil die nordseitige Moräne des Festi Gletschers hinauf, bevor wir am Gletscher ankamen. Auf einer Höhe von ca. 3.200 m legten wir die Steigeisen an und formierten die Seilschaften. Bergauf und über etliche Spaltenschründe ging es Richtung Festi Joch – der Hauptschwierigkeit des Aufstiegs. Am – von Marius gelegten – Fixseil ging es für alle zum Joch hinauf, bis zur Gratschneide. Hier wartete die nächste Herausforderung. Die wohl vor vielen Jahren mal angebrachten Leitern führten ins Leere bzw. waren marode.
Bernd wurde als “Kundschafter” von Marius vorausgeschickt. Zuerst sah es nicht verheißungsvoll aus, ein großer Bergschrund vor dem geräumigen Absatz des Festi Jochs galt es zu überwinden. Einer nach dem anderen wurde hinabgelassen bzw. seilte sich ab. Es war ein Abenteuer für alle! Aber die größten Schwierigkeiten waren nun überwunden.
Nach ungefähr weiteren 100 Höhenmetern Abstieg zum Hohberg Gletscher, gab es jetzt “nur” noch den restlichen und langen Aufstieg mit guten 900 Höhenmetern zu bewältigen. Über eine wunderschöne Eislandschaft mit jeder Menge Seracs war der Aufstieg sehr eindrucksvoll, jedoch nicht weniger anstrengend.
Für das letzte Stück bis zum Gipfel sammelten wir alle nochmal unsere Kräfte. Supersteil und gefühlt nicht enden wollend ging es an die letzten 70 Höhenmeter. Überglücklich das Gipfelkreuz nun endlich direkt vor sich bzw. neben sich zu haben, genossen wir das wunderschöne Bergpanorama, das wir uns mehr als verdient hatten.
Einen Moment, den man wahrscheinlich nicht mehr vergisst. Wir standen nun auf dem höchsten Gipfel der Schweiz; zumindest auf dem Gipfel, der komplett auf Schweizer Boden steht – dem Dom mit 4.546 m.
Nach einer kurzen Pause machten wir uns bereits wieder an den Abstieg, da wir doch einige Zeit am Festi Joch hatten liegen lassen. Die Herausforderung beim Abstieg war wieder das Festi Joch. Den Aufstieg vom Absatz des Jochs zur Gratschneide versuchten wir über eine kleine Schneebrücke und der Querung einer ausgesetzten Passage. Marius ging voraus, bereitete die Sicherung für uns alle vor, so dass wir alle sicher an der Gratschneide ankamen. Vom Festi Joch zum Festi Gletscher wurden wir in zwei Seillängen nacheinander hinabgelassen. Konzentriert und zügig ging es nun bei Tageslicht über den spaltenreichen Festi Gletscher. Nach dem Verstauen von Steigeisen, Pickel und Seil stand nur noch der “gemütliche” Restweg über die Moräne zur Domhütte an.
Überglücklich kamen wir nach einer 12 Stunden-Tour an der Domhütte an. Für ein Kaltgetränk und eine heiße Dusche reichte es jedem noch vor dem mehr als verdienten Abendessen. Was für eine herrlich schöne Tour lag hinter uns. Natürlich wurde dies noch gebührend gefeiert, bevor wir alle erschöpft in unser Lager, dass wir nun leider teilen mussten, und in den Schlaf fielen.
Am Freitag stand dann “nur” noch der Abstieg nach Randa mit knapp 1.500 Höhenmetern und für die meisten auch noch die Heimreise an. Für uns alle waren es wunderschöne, erlebnisreiche und sicher auch herausfordernde Tage im Mattertal.
Eine Tour, die in Erinnerung bleibt – zum einen wegen den tollen Eindrücken und zum anderen auch wegen den Teilnehmern.
Es hat großen Spaß gemacht. Ein sehr großes Dankeschön geht an Marius für die Organisation und Führung und natürlich auch an Bernd, der aufgrund der Teilnehmerzahl maßgeblich unterstützt hat.
Tour / Veranstaltung | Hochtour Alphubel und Dom |
Datum / Zeitraum | 26. – 30.08.2024 |
Tourenleitung | Marius Straub |
Teilnehmer:innen | Bernd, Elke, Frank, Hajo, Markus, Max, Michi |
Bericht | Elke, Max |
Koordinaten / Ausgangsort | Schweiz, Wallis, Täsch |