Rottenburger Haus im Winter

All-Snow Wochenende: Aus Sicht eines Teilnehmers

Neulich saß ich vor meinen Emails, da flog eine Mail vom Präsidenten der DAV-Sektion Rottenburg ein: „All-Snow-Wochenende, noch Rest-Plätze frei!“

Jetzt bin ich schon so lange Mitglied im DAV, als Kind und nun auch schon etliche Jahre als Erwachsener. Doch mit meiner „eigenen“ Sektion hatte ich noch nie Kontakt. Bisher nutzte ich die Mitgliedschaft immer nur bei Hüttenübernachtungen.

Rottenburger Haus im Winter (Terrasse)
Viel Schnee auf der Terrasse am Rottenburger Haus

Elektrisiert von der Idee, in den Allgäuer Schnee zu fahren, habe ich sofort meine Frau und die gesamt 6 „Kinder“ (zwischen 18 und 27 Jahren) gefragt, wer mitgehen würde. Nach kurzer Zeit war – oh Wunder – klar, dass ALLE Zeit und Lust hätten. Also schnell angemeldet. Doch was war das? Der Verein meldete zurück, er habe nur noch ein Doppelzimmer und 1 Platz frei. Zu viele Mitglieder hatten kurzentschlossen zugesagt. Was nun? Absagen? NEIN! 4 Kinder sofort in den Schnee zu einer Tagesausfahrt entführt, einer Nicht-so-gerne-Skifahrerin absagen und 3 Personen für „All-Snow“ angemeldet. Passte wunderbar.

Mit zunehmender Nähe zum All-Snow-Wochenende wurde es spannender. Wer würde da wohl mitgehen? Nur „Junge“ oder auch Ü50? Nur Ü50 oder auch Junge? Passt das für mich als Skianfänger? Sind im DAV alles Sportprofis? Dann kam das Vorbereitungstreffen wenige Tage vor dem Wochenende. Da saß im Vereinsheim eine bunte Mischung aus Jung und Alt, Mitglieder mit regem Kontakt zum Verein und Mitglieder ohne solche Kontakte, Mitglieder aus anderen Sektionen und Neumitglieder, Sportprofis und Anfänger. Alle geeint von der Freude auf eine Ausfahrt in die Berge! Rasch wurden die organisatorischen Dinge geklärt. Wer kocht? Wer holt Frühstück? Wer bringt was mit? Und: Wer macht welchen Sport oder auch keinen? Wer konnte wem mit Ausrüstung aushelfen und wer hatte noch Fragen zum Verlauf? Alle „Jobs“ für das Wochenende waren in wenigen Minuten verteilt. Sensationell für eine Gruppe an Menschen, die ein gemeinsames Ziel hatten, sich aber zum Teil niemals je begegnet waren.

All-Snow - Gute Laune im Bus
All-Snow – Gute Laune im Bus

Am Freitag ging´s dann mit dem Bus los. Die Alpinsportler, Ski-Touren-Geher, Langläufer, Schneeschuhgeher, Wanderer und Urlauber verluden das beeindruckende Equipment für den jeweiligen Sport in den Bus, mit dem wir möglichst umweltschonend gemeinsam in das „Rottenburger Haus“ in Wiedemannsdorf nahe Oberstaufen fahren wollten. Unterwegs teilte der Initiator des Wochenendes, Sebastian Mohr, die Schlüssel für die Zimmer aus und wies jedem Teilnehmer seinen „gebuchten“ Schlafplatz zu. Noch wurden die Kontakte vor allem zu den bekannten Gesichtern gepflegt.

Am Rottenburger Haus angekommen wimmelte die Gruppe los: Bus ausladen, Küche bestücken und kochen, Zimmer beziehen, Haus besichtigen, alles geschah zeitgleich und die bunte Truppe traf sich alsbald zu einem gemeinsamen Abendessen zu Chili sin carne von mild bis scharf. In kurzer Runde stellt sich jeder Teilnehmer vor, um dann essend seine Tischnachbarn im Gespräch kennen zu lernen. Was waren das nur für interessante Menschen: Schüler, FSJler, angehende Kapitäne, Physiker, Chemiker, Pädagogen, Handwerker, Projektmanager, Landwirte – es gab alles und jeder hatte eine besondere Beziehung zu den Bergen: Hoch erfahren bis blutiger Anfänger, je nach Sportart und Jahreszeit. Aber allen war uns gemein, dass wir hier gemeinsam ein wunderschönes Wochenende verbringen wollten mit Angeboten für jeden, der ein Angebot wollte.

Die Tourengeher saßen bald über Karten und planten Aufstieg wie Abfahrt, die Langläufer verglichen Kondition und suchten passende Touren, die Alpin-Skifahrer suchten den Weg und die Möglichkeiten, ins Ski-Gebiet zu kommen, denn wir hatten ja auf Autos verzichtet.

Nach einem bunten Frühstück aus Mitgebrachtem und viel Selbstgemachtem zogen die Gruppen am Samstag früh los. Zu Fuß in die Höhen hinterm Haus, mit dem Bus zur Seilbahn, die die Skitourengeher auf Schneehöhe brachte, mit Bussen und Bahnen zu den Startorten oder auch mit dem Großraumtaxi ins Skigebiet. Dort erlebten wir alle einen sehr sonnigen, schönen, sportlichen Tag in den Bergen des Allgäus mit teilweise atemberaubendem Blick auf die Alpen bei „Kaiserwetter“, Blick auf verschneiten Höhen und grünen Täler. Insgesamt war der Schnee dünn und erst in höheren und vor allem Nord-Lagen zu finden, aber alle Sportler fanden die Flächen, die sie für ihre Zwecke nutzten konnten.

Erschöpft trafen wir am Abend wieder zusammen und erzählten. Nach einer heißen Dusche – naja, die etwas späteren Rückkehrer durften sich mit einer kalten Dusche erfrischen – gab´s Spaghetti Bolognese, Tomatensoße oder alio e olio bis zum Abwinken aus der neu eingebauten Küche im schönen und warmen Gemeinschaftsraum des Rottenburger Hauses. Bis spät in die Nacht sollen einige gesessen und sich an Wärme, Spiel, Gespräch und sonstigen Genussmitteln erfreut haben. In sehr ruhiger Umgebung fielen wir in einen gesunden Schlaf, wobei manche meinten, sie könnten die Ruhe der Berge durch besondere Atemlaute anreichern. Dies gefiel nicht allen Teilnehmern in den „Massenunterkünften“, manche reagierten darauf mit einer gewissen „Schlafenthaltung“, die dann am Sonntag teilweise korrigiert werden musste.

Dennoch erschienen fast alle beim Sonntagsfrühstück, um danach wohlgemut eine neue Runde in den besagten Sportdisziplinen zu verbringen. Aus so manchen Skifahrern wurden Wandernde, aus Skitourengehern wurden Langläufer. Die Disziplinen wurden um Spaziergänge, Kaffee trinken, Einkaufen im Dorfladen oder „Chillen“ im Rottenburger Haus erweitert. Wir fanden uns dann um 14 Uhr wieder am Haus zusammen, um alle Reste aufzuessen, gemeinsam das Haus in den Urzustand zu bringen und glücklich und im Zusammenhalt gewachsen gegen 15 Uhr die Heimfahrt mit unserem Busfahrer Walter von Weiss & Nesch anzutreten. Gegen 18:30 h waren wir wieder in Rottenburg. Die Fahrt war ganz anders als die Hinfahrt: Wir hatten einen regen Austausch und freuten uns an unseren „Nachbarn“ im Bus, die wir jetzt kennenglernt hatten. Einige Portionen Sekt lösten die letzten Zurückhaltungen, damit wir uns zum Abschied dann nach einem Wochenende seltsam vertraut in den Armen liegen konnten.

Reisegruppe am Rottenburger Haus
Reisegruppe am Rottenburger Haus

Mancher kam mit neuem Muskelkater oder bettsehnender Müdigkeit zurück, wir alle aber hatten neue Freunde kennengelernt und ein schönes Wochenende mit dem Alpenverein im schönen Rottenburger Haus verbracht. So mancher hat die Sektion „neu“ entdeckt und wir schlugen den Vorständen gemeinsam vor, dies gerne im nächsten Jahr zu wiederholen. All-Snow (alle Sportarten) war auch bei Schneemangel ein schönes Erlebnis in den Bergen. Und dort fühlt sich das gemeine DAV-Mitglied ja hoffentlich immer am wohlsten.

DANKE all denen, die All-Snow initiiert und geplant haben, DANKE denen, die uns versorgt und geführt haben und nicht zuletzt DANKE an alle Mitreisenden für so ein gutes Zusammensein! Ich werde sicher in 2025 noch mehr Aktionen mit diesem tollen Verein und seinen Mitgliedern mitmachen.

Und weil es heute so schwierig ist, hier ein Hinweis zum vorausgehenden Text: Schwestern sind hier Brüder im Sinne des Gesagten! Und es mögen sich wirklich alle Menschen angesprochen fühlen, denn der besseren Lesbarkeit wegen habe ich auf das so schwierige Gendern verzichtet.

Simon Steiff