Das Höchste im Südschwarzwald

chwarzwald Trails und die versprochenen Schwarzwälder Kirschtorten

Ein Bericht von 7 Mountainbikern die sich auf den Weg von Freudenstadt nach Freiburg gemacht haben. Aus der Sicht der Quotenfrau ☺

Tag 1: Freudenstadt – Schonach 67.3km 1399 Höhenmeter

Es sollte nicht nur das Sportliche im Vordergrund stehen, sondern auch darum gehen etwas über die Region Schwarzwald zu erfahren und die Landschaft zu genießen. So hatten mich Ferdi und Gerhard überredet mit auf diese 3 Tages Tour zu kommen. In der Früh um 6 Uhr 30 am Bahnhof in Eutingen geht es los. Es ist ein kühler Morgen. Stefan trifft als letztes ein, er hat schon 7 Kilometer hinter sich und fährt erst einmal locker die Treppen auf dem Bahnhof hinunter. Marco schließt sein Schlüssel im Auto ein – er muss ohne Schloss und Brille losfahren. Das geht ja schon mal gut los.

Das Rätsel ist groß. Was uns wohl erwartet? Ferdi verrät uns bei Cappuchino und Croissant in Freudenstadt wie die Route verläuft. Er ist den Großteil der Strecke schon einmal gefahren. Es wird ein „Kinderspiel“! Geplant sind mindestens 5 Schwarzwälder Kirschtorten am ersten Tag und 4 weitere am zweiten. Ich bin motiviert es wird wohl doch eher eine Kaffee und Kuchen-Tour ☺.

Der erste Anstieg führt uns an der Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes vorbei: 20C und etwas bewölkt. Sehr angenehm. Das erste Stück folgt dem Mittelweg auf einem wunderschönen Trail durch den Wald, sehr felsig und mit Moos bewachsen. Wir schlängeln uns genau an der Grenze zwischen Baden und Württemberg entlang, die Atmosphäre ist wie im Märchenwald. In der erste Pause müssen wir uns mit Riegeln im Wald begnügen, ohne den versprochenen Schwarzwälder Kirsch. An einer idyllischen kleinen Flossstelle bei Wolfach lassen wir uns zum zum Mittag nieder – Alkoholfreies Bier und Saftschorle – aber wieder kein Schwarzwälder Kirsch! Für die müden Herren gibt es einen Mittagschlaf  auf der Rasenfläche vor dem Restaurant.

Nach einer Fahrt im Bikepark und einem schönen flachen Abschnitt bei Wolfach machen wir uns an den Anstieg. Fast die gesamten Höhenmeter des ersten Tages erklimmen wir am Nachmittag. Das erste Stück verläuft steil und versteckt hinter einem Schwarzwälder Bauernhof. Die Sonne steht nun hoch über uns, wir kommen alle ins Schwitzen.

Bald stoßen wir auf den Westweg. Wie gigantische Riesen ragen mehrere Windkraftanlagen über diesen Teil der Strecke empor und wir kommen ihnen immer näher. Auf ca. 1000m Höhe und am Ende eines ausgiebigen Straßenstücks haben wir sie schließlich erreicht. Wir recken die Hälse und sind hin und weg von den Ausmaßen der Windräder. Ein Portugischer Bauarbeiter vermittelt uns in gebrochenen Englisch dass wir auf keinen Fall direkt an den Windrädern vorbei können, ansonsten laufen wir Gefahr dass uns Teile auf den Kopf fallen. Nach kurzer Suche ist ein Ausweich-Trail durch den Wald gefunden. Zur Belohnung gibts leider wieder nur Riegel und keinen Kuchen dafür dürfen wir die Arbeiten an den Windrädern ausgiebig bestaunen.

Nach einem längeren Anstieg mit Tragestellen und einem Aussichtspunkt finden wir uns kurz vor Schonach auf dem Birkenhof ein. Hier haben wir eine fantastische Sicht. Bauernwürste und alkoholfreies Bier erfreuen uns, den versprochenen Schwarzwälder Kirsch gibt es aber auch hier nicht.

Jetzt gilt es nur noch den Berg hinunter nach Schonach zu rasen und dort unsere erste Rast zu finden. Der italienische Besitzer begrüßt uns schon vor der Türe. Etwas verärgert zahlen wir 5 Euro extra für die Übernachtung unsere Räder in der Garage. Die Pension ist neu renoviert und sauber. Die Decken sind aber eher für kleine Italiener gemacht. Olli und Stefan können nicht einmal aufrecht stehen. Bei leckerer Pasta hören wir gespannt den Geschichten von Ferdi zu. Es war ein guter Tag.

Tag 2: Schonach – Feldberg 64,6 km 1423 Höhenmeter

Interessantes am Ursprung der Elz und an der Donauquelle

Wir genießen ein leckeres Frühstück mit Oliven und Parmaschinken. Ferdi hat viel zu erzählen. Für heute sind mindestens 4 Stopps mit Schwarzwälder Kirsch geplant!

Im leichten Regen starten wir mit einem Radcheck. Danach kann ich die Herren zu einer Runde Yoga überreden. Wir wackeln und strecken unsere müden Beine. Als wir endlich loskommen ist es schon fast 10h.

Langsam schleichen wir zunächst bergauf im immer stärker werdenden Regen. Erster Stopp ist der Blindensee. Im Regen erklärt uns Ferdi wie das System Hoch-Moor-See funktioniert. Es gibt leider nur noch wenige dieser typisch deutschen Ökosysteme. Wir genießen die schöne Atmosphäre. Es ist Zeit für Regenschuhe und Regenhose.

Zweiter kultureller Stopp ist das Quellgebiet der Elz. Mitten im Wald nach einer Steigung gruppieren wir uns um Uwe und hören gespannt dass hier die Elz entspringt welche später in den Rhein fließt. Die Einzugsgebiete von Rhein und Donau und damit völlig unterschiedliche Wassersysteme befinden sich also nur wenige Meter voneinander getrennt. Spannend! Wir strampeln den Berg hoch weiter zum Ursprung der Donau.

Unseren ersten kulinarischen Stopp verbringen wir nass bis auf die Knochen bei Maultaschensuppe und Wurstsalat. Tatsächlich gibt es auch hier keine Schwarzwälder Kirschtorte.

Getrocknet und nun ohne Regen geht es erst am Nachmittag weiter. Wir haben noch viel vor. Die Route führt uns immer wieder an Schwarzwaldhäusern vorbei. Bald bietet sich eine traumhafte Sicht über den Südschwarzwald. Wir erkennen Rossberg und Feldberg. Auf flowigen Trails im Wald kommen wir bald an urigen Häusern die total vom Wald eingenommen zu scheinen vorbei. Es macht Spaß. Gegen späten Nachmittag treffen wir müde in Tittisee-Neustadt ein. Die vielen Touristen kommen uns ganz befremdlich vor. Haben wir die letzten zwei Tage doch in aller Ruhe verbracht. Wir kehren ein direkt am See. Die Stärkung mit Zwiebelkuchen und Kaiserschmarn haben wir uns verdient. Immer noch hat keiner von uns einen Schwarzwälder Kirsch gegessen.

Wir diskutieren heftig, wie viel Kraft haben wir noch? Den größten Anstieg haben wir noch vor uns. Wir schaffen es wohl nicht pünktlich zum Essen um 19:00 auf der Hütte zu sein. Wie entscheiden uns den Zug von Tittisee Neustadt nach Feldberg-Bärental zu nehmen. Ich bin so erleichtert und schlafe im Zug ein. Auf einer Straße machen wir uns in Serpentinen auf den Weg durch den Wald. Ich bin beeindruckt wie viel Kraft die Herren haben. Die meisten schaffen es einen Abstecher zum Feldee zu machen. Die anderen leisten mir Gesellschaft und bauen mich immer wieder auf. Nur so schaffe ich es, mich den Berg bis zur Hütte zu quälen. Obwohl wir spät dran sind werden wir dort mit alkoholfreiem Bier und leckerem Essen belohnt. Die Stimmung ist super. Die Hütte ist gemütlich und die Zimmer sind schön. Erschöpft aber glücklich spielen wir Gerhards Würfelspiel (Magge) und freuen uns über die Kameradschaft ☺. Danke Jungs. Es war ein langer Tag.

Tag 3: Feldberg – Freiburg 38,6km 657 Höhenmeter 1552m Abwärts!!!

Auf dem Höchsten Berg des DAV nördlich der Alpen

Als wir uns zum Frühstück aufmachen liegt Nebel über dem Feldberg. Wir machen nur einen sehr kurzen Radcheck. Heute dürfen wir nicht zu spät in Freiburg ankommen. Ob Ferdi die Uhr im Blick hat? Wir besprechen, wie wir den versprochenen Downhill meistern. Ferdis Rad macht immer wieder Probleme – ausgerechnet die Bremsen. Er wird beim wohl eher die Straße und nicht den Trail abfahren.

Das erste Stück zum Gipfel ist traumhaft schön. Die Anstrengung der letzten Tage ist zu spüren doch verfliegt sie als sich der Nebel lüftet und wir auf dem Aussichtspunkt auf dem Feldberg ankommen. Wir sehen bis zu den Vogesen und bis zu den Alpen. Schnell sind viele Fotos gemacht. Mit 1493m sind wir auf dem höchsten Gipfel des DAV nördlich der Alpen. Großartig! Wir vergeben einem E-Bike Radler der an uns vorbei flitzt und schieben unsere Räder brav den Berg runter auf einem eigentlich schönen Trail an einer Kuhherde vorbei. Wir machen eine erste Pause, dort gibt es den wohl besten Blaubeerkuchen nördlich der Alpen. Damit  vergeben wir Ferdi dass wir immer noch keinen Schwarzwälder Kirsch gegessen haben J

Der Weg vom Feldberg bis zum Schauinsland verläuft schnell und ohne große Anstrengung. Wir machen immer wieder halt um Fotos zu machen. Wir springen über Wasserrinnen und bahnen unseren Weg an Wandergruppen und Omas mit Rollatoren vorbei. Am Schauinsland machen wir einen zweiten kulinarischen Stopp, auf einer Terrasse mit weitem Blick. Eindeutig eine Reise wert.

Nun kommt der schönste Teil, der versprochene Downhill von über 1000 Meter nur abwärts in Rheintal. Ferdi nimmt die Straße und Gerhard übernimmt die Führung. Wir entscheiden uns alle gegen den downhill-lastigen Candian Trail. Unsere Schoner haben leider nicht in den Rucksack gepasst. Das erste Stück ist sehr lose und nicht so spannend. Es folgt ein schneller, langer und flowiger Teil bis nach Freiburg. Nach dieser Stunde abwärts haben wir alle ein Grinsen auf dem Gesicht. Es ist geschafft, wir sind am Ziel!

Wir finden Ferdi und machen uns auf den Rückweg. Pünktlich schaffen wir es zum Bahnhof. In zwei Gruppen finden wir Platz im vollen Zug nach Offenburg. Alle sind müde und erschöpft. In Offenburg geht es darum den Anschlusszug nach Freudenstadt zu erreichen. Dazu müssen wir das Gleis wechseln. Hektisch folge ich unserer Truppe die Treppen hoch und überquere wie alle anderen das Gleis. Am Bahnsteig angekommen finde ich die anderen in einem sehr aufgebrachten Gespräch mit zwei DB-Beamten. Die Worte „Polizei“, „kommen Sie mit“ und „zeigen Sie uns Ihren Ausweis“ fallen immer wieder. Sie werfen uns vor, das wir die Schienen unerlaubt überquert hätten, das sei strafbar! Wir haben keine Schilder gesehen auf diesen für Fahrradfahrer nur schwer passierbaren Bahnhof und sind uns keiner Schuld bewusst. Glücklicherweise lassen sich die Beamten durch Ausweisvorzeigen besänftigen und uns in unseren Zug einsteigen. Die ganze Fahrt über sind wir aufgebracht und diskutieren heftig. Die gute Stimmung des Nachmittags ist leider verflogen. In Freundenstadt steigen wir nochmal um in die Staßenbahn nach Eutingen, dort trennen wir uns.

Diese Tour war einfach nur fantastisch! Drei Tage radlen, so viele Kilometer, anspruchvolle Höhenmeter, die wunderschöne Landschaft des Schwarzwalds und tolle Begleitung. Ach und Danke Ferdi und Gerhard fürs Überreden, ich freue mich auf den dritten Teil nächstes Jahr und natürlich auf den versprochenen Schwarzwälder Kirsch!


Termin: 31. Juli – 02. August 2015
Tourenleiter:
Ferdi Thieme
Teilnehmer: Gerhard, Uwe, Stefan, Marco, Olli, Franzi
Autor: Franziska Wolf

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